Kriegstagebuch Mai 1944 | |
1.5.1944 | KTB 9.Armee. In mehreren Besprechungen mit dem Gen.Kdo. XXXXI.Pz.K. wird die Planung zu der befohlenen Herauslösung der 110.I.D. festgelegt. Sie soll bis zum 10.Mai beendet sein; als teilweisen Ausgleich beabsichtigt das AOK, dem XXXXI.Pz.K. das G.R.727 (707. I.D.) zuzuführen, das zur Zeit noch beim XXXV.A.K. eingesetzt ist (OB/K.G.XXXXI, 10,00 Uhr), allerdings wird dies erst nach dem 10.Mai möglich sein, so daß die Herauslösung der Division vom XXXXI.Pz.K. mit eigenen Kräften bestritten werden muß. Während der Tag - von weiterer lebhafter feindlicher Fliegertätigkeit im Abschnitt des XXXXI.Pz.K. abgesehen - an der Front wieder keine Kampfhandlungen von Bedeutung bringt, nehmen die beiden Bandenunternehmen "Wirbelwind" und "Maiglöckchen" im rückwärtigen Gebiet einen erfolgreichen Verlauf (Einzelheiten s. Anl. II und III). |
2.5.1944 | KTB 9.Armee. Zwei örtliche Erkundungsvorstöße, die der Feind heute gegen die inneren Flügel der 45. und 383.I.D. unternimmt, kommen weder der Armee (s.KTB v. 30.4.44) noch dem Gen.Kdo. XXXV.A.K. unerwartet. Auffällig bei diesen Vorstößen, durch die nach Gefangenenaussagen Waffen und Gefangene eingebracht werden sollten, ist die in Verhältnis zum infanteristischen Einsatz starke Feuervorbereitung durch Artillerie und Granatwerfer, wobei die Breite des Vorbereitungsfeuers offenbar die Ansatzpunkte des Unternehmens hat verschleiern sollen. Die feindlichen Stoßtrupps, die in die eigenen Stellungen eingedrungen waren, werden im sofortigen Gegenstoß noch am Vormittag wieder geworfen (Chef XXXV/la, 11.30 Uhr). Der Zeitplan zur Herauslösung der 110.I.D., der der Heeresgruppe heute vorgelegt wird (er sieht vor, daß die Div. bis zum 10.5. aus der Front gezogen, ihre Artillerie allerdings noch in Stellung bleiben soll; s.Anl. V 1), wird von dieser gutgeheißen (Ia H.Gr.Mitte/Ia, 16.10 Uhr). Die Heeresgruppe teilt außerdem mit, daß die Armee auf Grund eines OKH-Befehls ein starkes, bewährtes Inf.-Btl. für eine Sonderverwendung abgeben müsse (Ia XXXXl/Ia 9, 16.30 Uhr). Generaloberst Harpe verläßt heute das A.H.Qu. Er wird vor Übernahme des Oberbefehls über die 1.Pz.Armee noch einen kurzen Urlaub im Reich verbringen. |
3.5.1944 | KTB 9.Armee. Die feindliche Unruhe vor der Armeefront hält an. Abgesehen von einem etwa kp.-starken Vorstoß im Abschnitt des XXXXI.Pz.K. der schon vor der HKL im zusammengefaßten Abwehrfeuer zum Stehen gebracht wird, macht sie sich vor allem wieder im Abschnitt des XXXV.A.K. bemerkbar (Einzelheiten s. Anl. II und III), wo sich u.a. das feindliche Art.- und Gr.W.-Feuer auf die inneren Flügel der 45. und 383.I.D. heute fühlbar verstärkt hat. Dies veranlaßt das AOK, die 2./Sturmgeschütz-Brigade 244 als Armeereserve in den Raum nordostw. Plessowitschi (lk.Flügel 45.I.D.) vorzuziehen, um sie für alle Fälle als wirksame Gegenstoßreserve sofort zur Hand zu haben (s.Anl. IV 4). Vom AOK ergeht heute auf Grund des bereits festgelegten Zeitplans der endgültige Befehl über die Herauslösung der 110.I.D. und ihre Bereitstellung als Armeereserve im Raum Protassy - Paritschi. Dem XXXXI.Pz.K. wird, um die Herauslösung der Division zu erleichtern, vom Korück das I./87 und der G.Rgt.Stab 118 am 7.5. wieder zugeführt und das D.F.B.45 bis zum Eintreffen des G.R.727 belassen werden; für. den Fall, daß auch das Art;Rgt. der 110.I.D. sollte herausgezogen werden müssen, ist an die Zuführung des z.Zt. beim XXXV.A.K, eingesetzten A.R.36 gedacht (s.Anl. IV 1 und IV 2, ferner Anl. VII 3 vom 4.5.44). Es wird ferner befohlen, daß das für eine Sonderverwendung abzugebende Btl. von der 110.I.D. gestellt und am 4.5. mit Ziel Konstanza (rumän.- Schwarzmeerhafen) verladen werden soll (s.Anl. IV 3). Die unter Ausnutzung der ruhigen Kampflage an der Front im rückwärtigen Gebiet in verstärktem Umfang durchgeführten Bandenaktionen zeitigen erfreuliche Erfolge. Die Unternehmen "Maiglöckchen" (XXXV.A.K.A.K.) und "Wirbelwind I und II" (Korück) sind mit dem heutigen Tage abgeschlossen worden. Insbesondere "Wirbelwind" hat ein beachtliches Ergebnis gebracht: mehrere hundert Feindtote, zahlreiche Gefangene und größere Beute an Waffen. Vieh und Nahrungsmitteln (Einzelheiten s.Anl. II und VII 2 v.4.5.44). General der Infanterie Wiese, Komm.Gen. des XXXV.A.K. , der die stellvertretende Führung der Armee bis zum Eintreffen des neuen Oberbefehlshabers übernimmt, trifft um 11.30 Uhr im A.H.Qu. ein und meldet um 15.20 Uhr die erfolgte Befehlsübernahme an die Heeresgruppe. General Oberst Harpe wird die Führung über die 1.Pz.Armee am 20.5. übernehmen; mit Wirkung vom gleichen Tage ist Gen.d.Inf.Jordan, Komm.Gen. des VI.A.K. (Pz.AOK 3), mit der Führung der 9.Armee beauftragt (s.Anl. VII 4). |
4.5.1944 | KTB 9.Armee. Die erfolgreiche Durchführung des Unternehmens "Wirbelwind" findet ihre Anerkennung in einem Befehl des AOK an den Korück, nach dem endgültigen Abschluß des Unternehmens einen seiner Verbände als Lehrtruppe für die Ausbildung von Offizieren und Unteroffizieren im Bandenkampf zu bestimmen (s.Anl. IV 1). Mit Hilfe dieser Lehrtruppe sollen in erster Linie die Bandenjagdkomandos der Divisionen, die in den Unterkunftsräumen der Div.-Versorgungstruppen in einer Stärke bis zu 50 Mann dauernd unterwegs sind, eine zusätzliche Schulung erhalten. Der heute von der Heeresgruppe eingegangene Befehl, die sofortige Abgabe zweier Bau- oder Straßenbau-Pi.Btl. vorzubereiten (APiFü/Ia, 16.25 Uhr), wird von der Armee besonders hart empfunden, weil zum Ausbau der rückwärtigen Stellungen und zur Beseitigung von Winterschäden an Straßen und Stellungen ohnehin bei weitem nicht genug Arbeitskräfte. zur Verfügung stehen, so daß die erneute Abgabe von Baueinheiten eine fühlbare Lücke in der Durchführung der geplanten Arbeiten entstehen lassen würde. Im Hinblick auf die Wichtigkeit des Ausbaus zahlreicher rückwärtiger Linien für die weitere erfolgreiche Führung des Abwehrkampfes kann das AOK einer weiteren Verringerung der dafür zur Verfügung stehenden Kräfte deshalb nur mit Besorgnis entgegensehen. An der Front verläuft der Tag ruhig. Das zum Abtransport nach Konstanza bestimmte Btl. der 110.I.D. (Rgt.Gr.589) ist kriegsgliederungsmäßig. aus der Div. ausgeschieden und bereits verladen worden. |
5.5.1944 | KTB 9.Armee. Die Beurteilung der derzeitigen Lage der Armee, die heute der Heeresgruppe auf deren Anforderung vorgelegt wird, geht davon aus, daß trotz der augenblicklichen Kampfruhe mit einem Festhalten des Feindes an seinen alten Angriffszielen Paritschi, Shlobin und Bobruisk und außerdem mit der Möglichkeit eines gegnerischen Vorstoßes gegen die Süd - und Südostfront der Armee zur Unterbrechung der Bahn Nowosselki - Starushki auch weiterhin gerechnet werden muß. Das AOK weist dabei erneut darauf hin, daß das Vorhandensein von etwa dreißig Feinddivisionen vor der Armeefront den Gegner jederzeit die kurzfristige Bildung von Angriffsschwerpunkten und - infolge seines günstigen Bahn- und Wegenetzes - die schnelle Verstärkung bzw. Nährung dieser Schwerpunkte gestattet. Das täglich fortschreitende Abtrocknen bisher versumpfter Abschnitte vor der HKL eröffnet dem Gegner überdies in vermehrtem Umfang die Möglichkeit örtlicher Angriffe und zwingt die Armee zur Verstärkung ihrer Abwehrmaßnahmen. Durch Aufstellung der beweglichen Gr.W.-Kpn., Schaffung der "Verfügungs-Artillerie-Abteilungen", Zusammenfassung der div.-eigenen Flak, Forcierung des Stellungsbaus, weitgehende Schwächung nicht unmittelbar angriffsbedrohter Abschnitte zugunsten der Bildung von Abwehrschwerpunkten und Ausscheiden möglichst zahlreicher Reserven hat das AOK versucht, dieser Lage Rechnung zu tragen, dennoch kann kein Zweifel daran bestehen, daß bei der augenblicklichen dünnen Besetzung der HKL (Durchschnittsgrabenstärke: 45 Mann pro km) im Falle von stärkeren feindlichen Angriffen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden, Einbrüche fast unvermeidlich sein dürften. Um eine erfolgreiche Verteidigung durch Bereinigung oder zum mindesten durch Abriegelung derartiger Einbrüche zu gewährleisten, hält die Armee deshalb die Bereithaltung einer Division als Armeereserve für unbedingt erforderlich. Das AOK weist infolgedessen darauf hin, daß, falls die Heeresgruppe sich gezwungen sehen sollte, die 110.I.D. abzuziehen, die Armee ihrerseits zur Herauslösung einer weiteren Division genötigt sein würde; infolge der dadurch entstehenden weiteren Schwächung der Front sei dann allerdings eine erfolgreiche Verteidigung nur mehr bei rechtzeitiger Zuführung von Verstärkungen gewährleistet. Andernfalls hält das AOK eine Vermeidung feindlicher Durchbrüche nur in hinhaltender Kampfführung für möglich, diese aber hat angesichts des schwierigen rückwärtigen Wald- und Sumpfgeländes wiederum den frühzeitigen verstärkten Einsatz von Pi- und Baukräften zur Voraussetzung (s Anl. V 1). Hierzu teilt die Heeresgruppe mit, sie teile die Ansicht der Armee zwar im Grundsatz, verweise jedoch darauf, daß sich die Armee auch weiterhin auf die Abgabe auch der 20.Pz.Div. einstellen müsse (Ia H.Gr./Ia, 7.55 Uhr). Auf den Einwurf des den Chef vertretenden Ia 9, daß das AOK auf Grund der bisherigen Mitteilungen der Heeresgruppe an sich mit einer vorläufigen Belassung der 20.Pz.Div. im Armeebereich gerechnet habe, wird erwidert, daß die Planung der Heeresgruppe von vornherein auf eine Abgabe in erster Linie der 20.Pz.Div. und erst in zweiter Linie der 110.I.D. gerichtet gewesen sei. Den Antrag, im Falle einer Abgabe der 20.Pz.D. wenigstens eine Südverlegung der linken Armeegrenze um zwei Btls.- Abschnitte vorzunehmen, lehnt die Heeresgruppe unter Hinweis auf die ohnehin schon überdehnte Front der 4.Armee ab - es wird infolgedessen nichts anderes übrig bleiben, als durch Verbreiterung der 296.I.D. und 134 I.D. nach Norden einen Ausgleich zu schaffen, sobald die Herauslösung der Division gefordert werden sollte. Die Frage, ob der Armee die Abgabe der. 20.Pz.Div. unter Belassung der 110.I.D. bei der derzeitigen Lage tragbar erscheint, wird vom Ia bejaht. An der Armee verläuft der Tag wieder ruhig. Lediglich aus dem Abschnitt der 383.I.D. wird feindliche Fliegertätigkeit mit vereinzelten erfolglosen Bombenwürfen gemeldet. Die Ablösungsbewegungen der 110.I.D. dagegen verlaufen planmäßig und vom Feinde ungestört. Trotzdem weist das AOK das Gen.Kdo. XXXXI.Pz.K. noch einmal auf die erhöhte Bedeutung eines ausreichenden Flakschutzes hin - besonders gilt das für die Bahnlinie. Tschernyje Brody - Nowosselki als Hauptversorgungsweg des südlichen Armeeabschnitts (Ia/Ia XXXXI., 9.30 Uhr). |
8.5.1944 | KTB 9.Armee. Die Gelegenheit, die Unklarheit und Unsicherheit des Feindes über mögliche deutsche Angriffsabsichten zu steigern und damit eine Bindung sowjetischer Kräfte an der Armeefront zu erreichen, läßt das AOK nicht ungenützt vorübergehen. Um den Feind in der Vermutung eigener Angriffsvorbereitungjen im Abschnitt Osaritschi -Rogatschew mit Zielrichtung Gomel zu bestärken, wird die sofortige Durchführung von Täuschungsmaßnahmen durch vermehrte Späh- und Stoßtrupptätigkeit, Artillerieeinschießen, Durchführung von Erkundungen, Geräuschtarnungen und Bewegungen von Panzern und Sturmgeschützen befohlen (s.Anl. IV 1). An der Front sind außer geringer feindlicher Fliegertätigkeit im Abschnitt des XXXXI.Pz.K. keine Kampfhandlungen von Bedeutung zu verzeichnen. Die frontwärts verlaufenden feindlichen Bewegungen vor den inneren Flügeln der 6. und 383.I.D. allerdings, die auch heute Nacht wieder zu beobachten waren, veranlassen das AOK, eine weitere Verstärkung der Abwehr bei Mormal durch Verschiebung einer Battr. der s.Art.Abt.858 (Mrs.) aus dem Nordabschnitt des XXXV. A.K. in den Raum südwestl. Shlobin anzuordnen (s.Anl. VII 3). Die 110.I.D. ist nunmehr nahezu ganz aus der Front herausgezogen. Im Zusammenhang damit, daß das AOK im Falle einer weiteren Zuspitzung der Lage bei der 2. Armee mit der Abgabe dieser Division ebenso wie der 20.Pz.Div.rechnen muß, taucht wieder einmal die Frage nach dem weiteren Schicksal der 707. I.D. auf, deren Herauslösung aus dem Fronteinsatz von der Heeresgruppe offenbar nicht zuletzt deshalb gewünscht wird, um auch diese Division erforderlichenfalls noch an anderer Stelle einsetzen zu können. Das AOK sieht sich jedoch gezwungen, darauf hinzuweisen, daß schon das Herauslösen der 110.I.D. den Einsatz eines Gren.Rgts. der 707.I.D. (G.R.727) erforderlich gemacht hat und daß eine Abgabe der 20.Pz.Div. nur bei weiterem Verbleib des anderen Gren.Rgts. der Division (G.R.747) in der Front möglich erscheint, so daß eine Herauslösung ihrer kämpfenden Teile z.Zt. unerwünscht ist. Allenfalls könnte die Armee einen Teil der Versorgungstruppen abgeben, sofern sie nicht, wie die. Div.-Nachschubtruppen, zu wichtigen Strassenbauarbeiten eingesetzt sind. Eine solche Teilabgabe würde allerdings im Widerspruch zu den Bestrebungen stehen, die Division als Sicherungs-Division geschlossen zu erhalten und auch ihre später gegebenenfalls notwendige Zusammenziehung erschweren (s.Anl. V 1). Die Abgabe zweier Straßenbau-Pi.Btle. ist trotz den Gegenvorstellungen der Armee befohlen worden (vergl. KTB v.4.5.44 und.Anl. VII 1 und 2). Beide Btle. sollen zur 2. Armee in Marsch gesetzt werden. Die Durchführung der Bauvorhaben im Armeebereich erleidet dadurch eine erhebliche Einbuße. |
9.5.1944 | KTB 9.Armee. An der gesamten Armeefront kommt es zu keinen nennenswerten Kampfhandlungen. Hinsichtlich der Beurteilung der Feindabsichten gegenüber der Südfront des XXXV. A.K. ergeben sich keine neuen Gesichtspunkte. Mit einem feindlichen Angriff rechnet das Gen.Kdo.XXXV.A.K. im Augenblick noch nicht; es hat mehr den Anschein, als ob der Gegner noch warten wolle, möglicherweise um eine zeitliche Übereinstimmung mit dem Raum Kowel (Südflügel der Heeresgruppe) vorbereiteten Großangriff zu erzielen. Zur Bekämpfung einwandfrei aufgeklärter Feindbatterien bei Mormal und im Nordabschnitt des Korps, vornehmlich am Brut-Brückenkopf, erhält das Gen.Kdo. XXXV. A.K. eine einmalige Sonderzuweisung von 2500 Schuß s.F.H.-Munition. Die Herauslösung der 110.1.D. und ihre Bereitstellung im vorgesehenen Raum als Armeereserve ist beendet; heute um 7.00 Uhr haben die 35. und 36.I.D. anteilig den Befehl im bisherigen Abschnitt der 110.ID. übernommen. Im rückwärtigen Gebiet nähert sich das Unternehmen "Wirbelwind" mit dem Beginn der vierten und letzten Teilunternehmung seinem Abschluß. Sie gilt der Säuberung der Waldgebiete südlich Tscherwen (30 km nordostw. Marina Gorka). Da es angesichts der verschlechterten Wegeverhältnisse nicht mehr zweckmäßig erscheint, das II./Pz.Gr.Rgt.59 (SPW-Btl. der 20.Pz.Div.) weiter im Einsatz zu belassen, wird seine Rückkehr in den Raum Bobruisk befohlen, wo es dem XXXV.A.K. als Armeereserve wieder unterstellt werden wird. |
11.5.1944 | KTB 9.Armee. Unter den allgemein etwas lebhafter gewordenen Feindbewegungen sind die vor den inneren Flügeln der 383. und 6.I.D. weiterhin besonders auffällig. Um auf einen stärkeren Vorstoß in diesem Abschnitt unverzüglich reagieren zu können, wird vom AOK dem Gen.-Kdo.XXXXI.Pz.K. befohlen, ein im Raum Paritschi untergebrachtes Btl. der 110.I.D. mit Hilfe von divisionseigenem Kolonnenraum auf 4-stündige Alarmbereitschaft zu stellen, so daß es erforderlichenfalls in kürzester Frist in den Bereich des XXXV. A.K. verschoben werden kann (s.Anl. IV 2). Die befohlene Herauslösung der 20.Pz.Div. aus der Front beginnt heute. Die Division wird vorerst, bis der endgültige Befehl zum Abtransport zur 2.Armee eintrifft, im rückwärtigen Raum des XXXV. A.K. zur späteren Verladung in Bobruisk bereitgestellt werden (s.Anl. IV 1). Im Zuge des Aufbaus der beweglichen Gr.W.-Kpn. wird nunmehr die Aufstellung der s.Gr.W.-Kpn. befohlen. Da eine ähnliche Maßnahme demnächst für das gesamte Ostheer zu erwarten ist, werden diese Kompanien - ohne Änderung ihrer Einsatzorte - auch bis auf weiteres gliederungsmäßig bestehen bleiben, während die m.Gr.W.-Kpn. deren Aufstellung von den Divisionen ebenfalls kalendermäßig vorbereitet worden ist, zunächst nur zu einer Alarmübung zusammengezogen und anschließend wieder aufgeteilt werden sollen (s.Anl. IV 3) |
12.5.1944 | KTB 9.Armee. Wie zu erwarten bleibt die 110.I.D. in ihrer Eigenschaft als Armeereserve. nicht lange unangetastet. Die Heeresgruppe, die mit der Möglichkeit eines starken Feindangriffs im Raum Mogilew rechnet (s.Anl. V 1 und VII 6 v. 11.5.44 - s.a.Anl. V.1), teilt mit, daß sich die Armee auf eine kurzfristig auszuführende Verlegung einer Regimentsgruppe der Division in den Bereich des AOK 4 einstellen müsse und bereits jetzt entsprechende Transportvorbereitungen zu treffen habe (s.Anl. V 2, IV 1 u.Anl. X: Ia/Qu 1, 17.00 Uhr). Für das AOK gibt dieser Befehl Veranlassung, die Vorbereitungen für ein im Gebiet des Tscherwonoje-Sees geplantes Bandenunternehmen des Korück zu beschleunigen (s.dazu Anl. IV 3), da sich an ihm Teile der 110.I.D. beteiligen sollen und der bereits jetzt erfolgte Rückgriff der Heeresgruppe auf ein Regiment der Division nicht nur die baldige Abziehung dieses Regiments wahrscheinlich macht, sondern darüber hinaus mit der Möglichkeit einer Verlegung der ganzen Division rechnen läßt. An der Front verläuft der Tag ruhig, abgesehen von zeitweise lebhafterem Störungsfeuer an der Südfront, des XXXV.A.K. (wo auch wieder verstärkte Bewegungen in den Feindstellungen sichtbar sind) und schwächerer feindlicher Fliegertätigkeit im Südabschnitt des XXXXI.Pz.K. (s.Anl. II und III). |
14.5.1944 | KTB 9.Armee. Nach lebhaften Artillerie- und Granatwerferfeuer auf Mitte und Südflügel des XXXXI.Pz.K. während der Nacht unternimmt der Feind mehrere kp.- bis btl.-starke Vorstöße gegen den Nordflügel des Korps, die sämtlich abgewiesen werden. (Einzelheiten s.Anl. II und III). Mehr als örtliche Bedeutung dürfte, ihnen nicht zuzumessen sein, und man wird auch an anderen Stellen der Armeefront ähnliche Fessellungs- (und gleichzeitig Aufklärung-) Unternehmen zu erwarten habein (s.Anl. VII 1). Vor dem Südflügel des XXXV.A.K. haben die Feindbewegungen nachgelassen. Wie das Gen.Kdo.XXXV.A.K. meldet (Chef XXXV/Ia, 17.55 Uhr, s.a.Anl. III), ist aus Gefangenenaussagen und s.Qu.-Nachrichten zu entnehmen, daß der Feind tatsächlich mit deutschen Angriffsunternehmungen rechnet - offenbar ein Erfolg der in den letzten Tagen durchgeführten Täuschungsmaßnahmen. Zur Bekämpfung feindlicher Artillerienester vor der Südfront des Korps erhält das Gen.Kdo. heute eine zusätzliche Zuweisung von Mrs.-Munition (s.Anl. VII 4). Am Nachmittag trifft der nicht überraschend kommende Befehl der Heeresgruppe zur Abgabe der 20.Pz.Div. ein (s.Anl. V 2), deren Verlegung in den Raum Brest vom OKH nunmehr genehmigt worden ist und in der Naeht vom 15./16.5. beginnen wird (s.Anl. IV 1). Der heute ergehende Armeebefehl zur Durchführung des Unternehmens "Moorbad" (Befriedung des Raumes Luban. - Milkowicze -Tscherwonoje=See) unterstellt dem Korück ein Rgt.-Gruppe der 110.I.D., das Sturm-Rgt. der AWS, Teile der Nachr.-Abt. 707.I.D. und eine SD-Einheit. Das Unternehmen soll voraussichtlich am 19.5. beginnen, es verfolgt den Zweck, das westlich der im Ausbau begriffenen Bahnstrecke Starushki - Uretschje liegende Waldgelände von Banden zu säubern und wird sich deshalb zum erheblichen Teil im rückwärtigen Gebiet der 2.Armee abspielen. Es ist geplant, je nach den Ergebnissen der Aufklärung im Anschluß daran auch in den Wäldern ostwärts der Bahn noch ein weiteres Unternehmen durchzuführen (s.Anl. IV 2 und 3). In Verfolg der vom AOK geplanten Maßnahmen zur Erfassung einheimischer Jugendlicher durch Schaffung von Jugenddörfern (siehe KTB vom 19.4.44) wird nunmehr der Befehl zur Errichten des ersten dieser Dörfer im Bezirk der Ortskommandantur Marina Gorka gegeben. Etwa 1000 aus dem Gefechtsgebiet zu evakuierende 8-14 jährige Jugendliche sollen darin untergebracht und vorwiegend in handwerklichen Fächern ausgebildet werden. Ihre Betreuung wird der "Kampfbund gegen den Bolschewismus" übertragen erhalten, eine Einheimischen=Organisation, die vor kurzem vom AOK ins Leben gerufen wurde (s.Anl. VII 6). |
16.5.1944 | KTB 9.Armee. Während die Kampfruhe an der Armeefront weiter andauert, haben die Anzeichen eines bevorstehenden Feindangriffs im Abschnitt des AOK 4 inzwischen derart zugenommen, daß die Heeresgruppe die vorbeugende Heranziehung stärkerer Reserven dorthin für notwendig hält. Sie gibt infolgedessen den Befehl zur sofortigen Abgabe der ganzen 110.I.D. zur 4.Armee (s.Anl. V 1). Mit dem ersten Transport wird bereits heute begonnen (s.Anl. IV 1). Für die Armee bedeutet diese Abgabe eine neue erhebliche Schwächung ihrer Kampfkraft, die im Verlauf der letzten zwei Monate nunmehr um insgesamt 5 Divn. und zahlreiche Heerestruppen vermindert worden ist. Die Herauslösung der Artillerie der 110.I.D., die sich noch in Stellung befindet, macht die bereits in Aussicht genommene Verschiebung des A.R.36 (ohne 1 le.Art.Abt.) vom XXXV. A.K. zum XXXXI.Pz.K. nunmehr notwendig (s.Anl.VII 1 und 2); als Ersatz für das Gren.Rgt. der Div., das zur Teilnahme am Unternehmen "Moorbad" vorgesehen war, wird das XXXXI.Pz.K. ein Reserve-Btl. und ein Alarmbtl. zur Verfügung stellen (Chef XXXXI/Chef, 16.00 Uhr), damit das Unternehmen zum vorgesehenen Zeitpunkt durchgeführt werden kann, wenn jetzt auch mit geringeren Kräften. |
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