Kriegstagebuch April 1944 | |
10.4.1944 | KTB 9.Armee. In Fortführung des Unternehmens "Auerhahn" werden die Sperrlinien gegen örtlichen Feindwiderstand weiter vorgeschoben Die eigene Truppe hat in dem sumpfigen Waldgelände mit erheblichen Geländeschwierigkeiten zu kämpfen. An der Westfront des Kessels ist in der verganger Nacht ein Ausbruchsversuch einer Bandengruppe gescheitert.(s.Anl. III). An der Front konmt es außer zwei erfolglosen kp.-starken Feindvorstößen gegen den rechten Flügel der 110.I.D. wieder zu keinen nennenswerten Kampfhandlungen. |
11.4.1944 | KTB 9.Armee. Beim Unternehmen "Auerhahn" sind die Banden durch weitere Verengung des Kessels nunmehr auf der Waldinsel südwestlich Starossek zusammengedrängt worden. Der Widerstand des inbesondere auf dem Süd- und Südwestteil der Insel befindlichen Feindes hat sich versteift. Nach Gefangenenaussagen haben die Banditen Befehl, sich in kleinen Gruppen von 2-3 Mann durch die deutschen Linien durchzuschlagen. Erhöhte Aufmerksamkeit und größtmögliche Verdichtung der Sperrfronten wird erforderlich sein, um dieses Vorhaben zu verhindern, das durch das unwegsame Gelände begünstigt wird. Für morgen ist beabsichtigt, unter starker Abschirmung im Westen die Insel von Osten her durchzukämmen. Die Front verzeichnet bei zeitweise lebhafterer feindlicher Artillerietätigkeit in Abschnitt der 110.I.D. und 45.I.D. wieder keine Kampfhandlungen von Bedeutung. Nachdem das zur 129.I.D. tretende F.A.Rgt. sich schon seit einigen Tagen bei seiner Division befindet und bereits zur Abschirmung der Südfront beim Unternehmen "Auerhahn" eingesetzt worden ist, ist das für die 134.I.D. bestimmte F.A.Rgt. nunmehr ebenfalls mit allen Teilen eingetroffen. Damit rückt der Termin zur Abgabe der 20.Pz.Div. (zu der ein Befehl bisher noch nicht vorliegt), allmählich näher. Das Gen.Kdo.LV.A.K., dem vorgestern die Vorlage eines Zeitplans für die Herauslösung der noch in der Front befindlichen Teile der Division aufgegeben worden ist (Ia/Ia LV, 9.4.44, 23.00 Uhr), stellt dazu heute den Antrag, bei der Heeresgruppe die Übernahme eines Abschnitts seiner Front durch die 4.Arrmee zu erwirken, da es sonst unvermeidlich sein werde, die neue Grenze zwischen der 296. und 134.I.D. mitten durch den feindlichen Drut-Brückenkopf zu legen, was vom Gesichtspunkt einer einheitlichen Kampfführung in diesem Abschnitt zweifellos ungünstig wäre (Chef LV/Ia, 10.50 Uhr). |
16.4.1944 | KTB 9.Armee. Die Kampfruhe der letzten Wochen wird durch einen überraschenden Vorstoß des Feindes beim XXXXI.Pz.K. unterbrochen, wo der Gegner nach starker Gr.W.Feuervorbereitung in den frühen Morgenstunden mit etwa 5 Bataillonen die inneren Flügel der 110. und 36.I.D. angreift und auch einen örtlichen Einbruch erzielen kann. Sofortiger Gegenstoß dringt nicht durch, dagegen führt ein planmäßig angesetzter Gegenangriff noch am Vormittag zur Wiederinbesitznahme der HKL. Erneute Bereitstellungen des Gegners werden durch Artillerie zerschlagen (s.Anl. II und III). Obwohl dieser Angriff kräftemäßig über das Maß eines normalen Erkundungsvorstoßes hinausging, dürfte man ihm dennoch als solchen zu werten haben. Der vermehrte Ansatz feindlicher Kräfte verfolgte dabei anscheinend den Zweck, die gesamte eigene Abwehrkraft in diesen Abschnitt auszulösen und zu erproben. Die durch Gefangene festgestellte Anwesenheit von vier feindlichen Divisionen macht jedoch auch eine erneute Schwerpunktbildung und ein Wiederaufleben von Angriffsabsichten unter Ausnutzung der Waldbrücke nördlich Jaswin nicht unwahrscheinlich, wenn auch vorerst weitere Anzeichen dafür nicht vorliegen. Überhaupt geben - im großen gesehen - die derzeitige Feindlage und die voll unter dem Zeichen der Frühjahrsschlammperiode stehenden Geländeverhältnisse keinen Anlaß, größere feindliche Angriffsabsichten als nahe bevorstehend anzanehmen. Vom AOK ergeht deshalb heute der Befehl an die Generalkommandos, die Zeit voraussichtlicher Kampfruhe in vermehrtem Maße zur Auflockerung der in vorderer Front eingesetzten Truppen nach der Tiefe und zu Auffrischungs- und Ausbildungszwecken auszunutzen, wozu bis ins einzelne gehende Richtlinien für alle Waffengattungen gegeben werden (s. Anl IV 1). |
22.4.1944 | KTB 9.Armee. Die Feindbewegungen vor der Front der 110.I.D., die schon vor einigen Tagen beobachtet wurden, halten an. Man wird sie als örtliche Kräftezuführungen zu deuten und damit zu rechnen haben, daß der Gegner demnächst wieder einmal versuchen wird, die Abwehrkraft der eigenen Front und ihre Fähigkeit zu Gegenmaßnahmen durch einen plötzliche Vorstoß erneut auf die Probe zu stellen (s. Ic-Zwischenmeldung). In Fortführung der Vorbereitungen für die geplanten Bandenunternehmen finden weitere Besprechungen mit dem AOK 4, diesmal über eine Beteiligung am Unternehmen "Winnetou", statt. Leider wird sie voraussichtlich nur verhältnismäßig gering sein (Chef 4/Chef, 10,57 Uhr; Chef XXXV/Chef, 18.55 Uhr). Für das Unternehmen "Moorexpreß" (LV.A.K.) ergehen weitere Einzelanordnungen (s.Anl. IV 1 und IV 2). Den Hauptpunkt der Tagesereignisse bildet die Mitteilung der Heeresgruppe, das AOK werde, sobald das für die 45.I.D. bestimmte Feld-Ausb.Rgt. eingetroffen sei, mit dem Befehl zur Herauslösung einer weiteren Division aus der Front und ihrer Bereitstellung als Armeereserve rechnen müssen (Chef H.Gr./ Chef, 11.00 Uhr). Diese Ankündigung ruft beim AOK ernste Bedenken hervor. Der OB betont dem Feldmarschall gegenüber, daß er eine solche Maßnahme so lange nicht verantworten zu können glaube, als der unbedingte Verteidigungsauftrag der Armee bestehen bleibe; es gehe nicht an, die Front immer weiter zu schwächen, gleichzeilig aber zu fordern, sie unter allen Umständen zu halten, m.a.W., im Falle eines feindlichen Erfolges, den zu erzielen für den Gegner damit immer leichter werde, die Armeeführung trotz schwerster Abgaben nicht Von dem Vorwurf der Nichterfüllung des gegebenen Verteidigungsbefehls von vornherein zu entbinden (OB/FM, 12.00 Uhr). Die Heeresgruppe hat gleichzeitig mitgeteilt, daß mit einer Unterstellung des XXIII.A.K. unter das AOK vorläufig noch nicht zu rechnen sei. Auch ein Befehl zur Abgabe der 20.Pz.Div. werde voraussichtlich in nächster Zeit noch nicht erfolgen. |
28.4.1944 | KTB 9.Armee. Der Feind setzt seine Luftwaffentätigkeit über dem Südabschnitt der Armee fort, erzielt jedoch mit seinen Bomben-und Bordwaffenangriffen, die vorwiegend den Bahnhöfen auf den Strecken Bobruisk - Staruschki und Muljarowka gelten, nur geringfügige Beschädigungen eines kleineren Bahnhofs (s.Anl. II und III). Es dürfte sich bei den seit einigen Tagen so auffällig vermehrten Einflügen doch wohl in erster Linie um bewaffnete Luftaufklärung handeln, mit der der Gegner die tiefe Flanke seines Aufmärschs vor dem Südflügel der Heeresgruppe Mitte überwachen und feststellen will, ob seine starken, an der Armeefront nach Südwesten vorbeifließenden Umgruppierungen zu irgendwelchen Rückwirkungen bei der Armee führen. Sein besonderes Interesse gilt dabei natürlich der nach Süden führenden Bahnlinie (s.Anl. I). In Ausführung des Befehls der Heeresgruppe vom 25.4., der zur Bildung einer neuen Reserve die Herauslösung einer weiteren Division, und zwar vorerst der Bereitstellung eines verst. Rgts. als Armeereserve bis Anfang Mai gefordert hatte (s.KTB v.25.4.), wird heute dem XXXXI.Pz.K. befohlen, ein Rgt. der 110.I.D.(der OB hat sich an Stelle der 35. bezw. 45.I.D. für diese Division entschieden) bis zum 2. Mai aus der Front zu ziehen und als Armeereserve. im Raum Katschai - Protassy - Ugly bereitzustellen (s.Anl. IV 2). Zum teilweisen Ausgleich wird dem Korps- vorübergehend das Div.Füs.Btl. 45 (XXXV. A.K.) zugeführt und unterstellt werden. Der Chef des Generalstabes ist heute zu einer vom NS.-Führungsstab des OKW durchgeführten Tagung auf der Ordensburg Sonthofen abgeflogen |
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