110.Infanteriedivision
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Kriegstagebuch März 1944
1.3.1944
KTB 9.Armee.
Der erwartete Großangriff auf das LV.A.K. beginnt in den frühen Morgenstunden nach trommelfeuerartiger Artillerievorbereitung tritt der Fe ind aus seinem Brückenkopf
Konopliza mit fünf Schtz.Divn. zum Angriff an und vermag, obwohl er an einigen Stellen schon vor Erreichen der HKL von eigener Artillerie zerschlagen, an anderen in
hartem Nahkampf abgewehrt wird, trotz verbissener Gegenwehr der Stellungstruppe auf Grund seines massierten Menscheneinsatzes und unter Ausnutzung des unsichtigen
Wetters mehrere Einbrüche zu erzielen, um die ein erbittertes Ringen anhebt. Bis auf eine Ausnahme, führen die unverzüglich einsetzenden Gegenstöße auch bald zum
Erfolg; lediglich bei Rogowo gelingt es zunächst nicht, den eingebrochenen Gegner zurückzuwerfen. Gegenmaßnahmen mit dem Ziel, die alte HKL auch hier wiederzugewinnen,
sind im Gange. Die Verluste des Gegners sind, wie sich schon jetzt übersehen läßt, außerordentlich hoch.
Die Annahme, daß auch beim XXXV.A.К. mit einem Feindvorstoß zu rechnen sei, hat sich bewahrheitet. Um 10.35 Uhr meldet das Gen.Kdo., der Gegner habe, unterstützt von
20 Panzern, bei Korotkowitschi angegriffen und auch bereits einen Einbruch erzielt (Ia XXXV/Ia). Obwohl das Gen.Kdo. der Ansicht ist, es werde mit eigenen Kräften zur
Wiederherstellung der Lage im Stande sein, hält der Oberbefehlshaber eine sofortige Heranziehung von Verstärkungen, insbesondere von Pz.=Abwehrwaffen, für geboten, um
im Felle einer Ausweitung des feindlichen Erfolges rechtzeitig genügend Kräfte zur Verfügung zu haben; denn eine derartige Ausweitung; die der Armee zu den vorhandenen
zwei Abwehrbrennpunkten noch einen dritten schaffen würde, muß unter allen Umständen rechtzeitig verhindert werden. Es wird deshalb dem XXXXI.Pz.K. befohlen,
unverzüglich die Pz.Abt. der 4.Pz.Div. und eine Bttr.Sturmgeschütze zum XXXV.A.K. in Marsch zu, setzen (Ia/Ia XXXXI, 10.47 Uhr, s.a. Anl. IV 2), das LVI.Pz.K. erhält
Befehl, das heute als Reserve herausgelöste II./521 (s. Anl. IV 3 v. 28.2.44) im Lkw=Transport zum XXXV.A.K. - vorerst noch als Reserve - zu verschieben (s.Anl. IV 3)
und (als Ausgleich für die Abgabe der Stu.Gesch.Bttr. beim XXXXI.Pz.K.) eine seiner Stu.Gesch.Bttrn. an die Korpsgrenze LV./XXXXI.Pz K. zu stellen (s. Anl. IV 1).
ür den Fall, daß eine noch weitere Heranziehung von Verstärkungen erforderlich sein sollte, werden beim XXXXI.Pz.K. ein Pz.Gren.Btl. der 4. Pz.Div., beim LV.A.K. die
Pz.A.A.20 zum sofortigen Abmarsch bereitgehalten (Ia/Ia XXXXI, 11.30 Uhr; Ia/lä LV, 11.45 Uhr).
Es erweist sich jedoch, daß die Bereinigung des Einbruchs früher gelingt als die anrückenden Verstärkungen eintreffen. Bereits um 13.10 Uhr meldet das Gen.Kdo. die
Wiedergewinnung der HKL und gleichzeitig den Abschuß von 11 Panzern. Die gestern dem Korps zugeführte He.Pz.Jäg.Abt.561 ist dabei eine wertvolle Hilfe gewesen.
Vom AOK wird daraufhin befohlen, daß das II./521 gleich zum LV.A.K. durchrollen soll, um dort wieder der 296.I.D. eingegliedert zu werden; das LV.A.K. wird dafür zum
XXXV.A.K. gehörige I./18 diesem wieder zuführen. Das AOK plant, auch die übrigen vom ХХXV.А.K. an andere Kampfabschnitte abgezogenen Teile im Zuge des Ordnens der
Verbände baldmöglichst wieder mit ihren Divisionen zu vereinigen (Ia in der Chefbesprechung, 18.00 Uhr).
Im Hinblick auf das Tauwetter, das seit gestern aufs neue eingesetzt hat und um doch allmählich den Beginn der Frühjahrs=Schlammperiode anzuzeigen scheint, wiederholt
heute das LVI.Pz.K. seinen bereits vor etwa zwei Wochen gestellten Antrag auf Genehmigung der Frontzurücknahme bei der 35. und 110.I.D. in eine schlammsichere Stellung
(Chef LVl/Chef, 10.25 Uhr). Das Gen.Kdo. denkt zwar nicht daran, diese Frontzurücknahme schon in den nächsten Tagen durchzuführen, sondern will den letztmöglichen
Zeitpunkt dazu abwarten; es erbittet jedoch schon jetzt die grundsätzliche Genehmigung, um sich in seinen Vorarbeiten darauf einstellen zu können. (Im Falle der
Nichtgenehmigung würde ein Neubau aufgesetzter Stellungen in der jetzigen HKL und eine gewisse Bevorratung für die Schlammperiode erfolgen müssen; für den Fall, daß die
Genehmigung erteilt wird, beabsichtigt das Gen.Kdo. u.a., die zwischen der derzeitigen und der vorgesehenen HKL liegende. Art.-Schutzstellung einzuebnen, um dem Gegner
das Festsetzen vor der neuen Front weitmöglichst zu erschweren). Vom AOK wird der Antrag unter Bezugnahme auf die z.Zt. angegebenen Gründe - besserer Ausbauzustand der
neuen Stellung, günstigeres Gelande und erträglichere Unterkunftsbedingungen für die Truppe der Heeresgruppe weitergegeben (s. Anl. V 1).
Gegen Abend trifft vom LV.A.K. die Meldung ein, daß auch der Einbruch von Rogowo bereinigt sei. Damit hat das Korps, insbesondere die 5.Pz.Div. mit den in ihrem Verbande
kämpfenden Einheiten (G.R.62, Pz.Abt.21 und le.Flak-Abt. 94) einen beachtlichen Abwehrerfolg errungen, der in einer besonderen Anerkennung des Oberbefehlshabers seine
verdiente Würdigung findet (s. Anl. IV 5 - 7). Ob der Feind auf Grund seiner heute erlittenen Verluste in der Lage sein wird, die Angriffe morgen bzw. in den nächsten
Tagen in gleicher Stärke fortzusetzen, bleibt abzuwarten.
2.3.1944
KTB 9.Armee.
Die Niederlage, die der Feind bei seinem gestrigen Gewaltstoß auf die Drut=Front erlitten hat, wirkt sich heute in einer fast völligen Kampfruhe beim LV.A.K. aus.
Der einzige btl.-starke Vorstoß, den der Gegner im Abschnitt der 5.Pz.Div. unternimmt, bleibt im zusammengefaßten Abwehrfeuer aller Waffen schon vor der HKL liegen.
Stukas werfen mit guter Wirkung Bomben auf Bol. und Mal. Konopliza. Wie weit allerdings der Abwehrerfolg des Vortages von nachhaltiger Wirkung auf die weitere Entwicklung
der Lage in diesem Abschnitt sein wird, läßt sich nicht eindeutig sagen; nach s.Qu. gruppiert der Feind um und bereitet den Einsatz von Panzern vor; da jedoch ein
Nachführen von Kräften aus der Tiefe nicht erkennbar ist, dürfte bis auf weiteres höchstens mit starken Teilangriffen zu rechnen sein (s.d.Ic=Meldungen).
Gegen den Südflügel der 4.Armee ist der Gegner heute wieder mit starken, z.T. neu zugeführten Kräften zum Eingriff angetreten (s. Anl. V 2). Dies hat insofern Rückwirkungen
auf die 9.Armee, als die Heeresgruppe nunmehr entscheidet, daß die 31.I.D. endgültig bei der 4.Armee verbleiben soll; es ist dort an ihren Austausch mit der 260.1.D.
gedacht. Zwangsläufig ergibt sich daraus, daß die noch beim LV.A.K. eingesetzten Teile der 31.I.D. demnächst zum AOK 4 werden abgegeben werden müssen
(Ia H.Gr./Ia, 9.10 Uhr; s.a. Anl. V 1). Dies wird, vor allem hinsichtlich der abzugehenden Infanterie, leider zu einer spürbaren und unangenehmen Schwächung der Abwehr an
der Drut=Front führen.
Mit größter Aufmerksamkeit verfolgt das AOK die Entwicklung der Feindlage im Abschnitt des XXXV.A.K. Hier bringt der Tag neben zahlreichen örtlichen Gefechten die
Feststellung einer neuen feindlichen Schtz.Div, bei Korotkowitschi, wo der Gegner nunmehr insgesamt vier Divisionen auf verhältnismäßig engem Raum zusammengezogen hat.
Man wird hier in Kürze mit dem Beginn stärkerer Angriffe rechnen müssen. Daß der Feind von hier aus unmittelbar zu einem neuen Durchbruchsversuch in Richtung Bobruisk
anzutreten beabsichtigt, ist allerdings kaum anzunehmen, da die in nordwestlicher Richtung über Schtschedrin führenden Wege (es wären dieselben, die der Feind sich bei
seinem Großangriff im Dezember des vergangenen Jahres vergeblich zu öffnen versuchte) mit einsetzender Schlammzeit nahezu unpassierbar werden dürften. Näherliegend scheint
die Absicht eines Vorstoßes über Plessowitschi nach Norden, mit dem Ziel, zunächst den Frontvorsprung südlich Shlobin zum Einsturz zu bringen (um damit den Verbindungsbahnhof
der von Südwesten und Südosten nach Shlobin führenden Eisenbahnstrecken in die Hand zu bekommen), und erst dann wieder im Zuge der Bahn und der Straßen auf Bobruisk anzutreten.
Die nicht leichte Frage, die sich aus dieser neuen feindlichen Schwerpunktbildung für die Armeeführung ergibt, ist die, inwieweit man zur Bildung eines entsprechenden
Abwehrschwerpunktes beim XXXV.A.K. auf die in den bisherigen beiden Brennpunktabschnitten stehenden Kräfte zurückgreifen darf, da andere Reserven und Verstärkungen nicht zur
Verfügung stehen. Daß die Angriffe dort nachgelassen haben - auch das XXXXI.Pz.K. meldet heute keine Kampfhandlungen - ist noch kein Beweis für eine Auflockerung der alten
feindlichen Angriffsschwerpunkte. Dennoch hat sich der Oberbefehlshaber entschlossen, dem XXXV.A.K. unter Schwächung sowohl des LV.A.K. als auch des XXXXI.Pz.K. unverzüglich
weitere Kräfte zuzuführen. Es sind dies in erster Linie die z.Zt. vom XXXV.A.K. den beiden anderen Korps zugeführten Teileinheiten, die, soweit das nicht schon geschehen ist,
nunmehr beschleunigt zurückgeführt werden, ferner Artillerie, Stürmgeschütze, Nebelwerfer und s.Granatwerfer. (Im einzelnen s.Anl. II und III v. 2. u, 3.3.44, Ziff. 3 und 4).
Darüber hinaus wird dem XXXXI.Pz.K. die Abgabe zweier Sicherungsbataillone befohlen, die beim XXXV.A.K. in einer rückwärtigen Stellung zur Verteidigung des Hauptkampffeldes
im voraussichtlichen Angriffsabschnitt eingesetzt werden sollen (s. Anl. IV 2). Der Tatsache, daß beim XXXXI.Pz.K. und beim LV.A.K. die Möglichkeit neuer Feindangriffe
fortbesteht, tragen weitere Befehle Rechnung, in denen beiden Korps aufgegeben wird, außer den schon bereitgestellten Reserven noch andere Inf.= und Pz.=Teile kurzfristig
alarmbereit und verschiebungsfähig zu halten (s.Anl. IV 1 und 2). Das AOK hofft, mit dienen Maßnahmen einerseits die Abwehrkraft des XXXV.A.K. soweit zu stärken, daß es nicht
allzu starke Angriffe mit eigenen Mitteln abwehren und stärkere wenigstens so lange aufhalten kann, bis die beweglichen Reserven heran sind. Im übrigen denkt der
Oberbefehlshaber daran, falls sich die z.Zt. erst vermutete erheblichere Auflockerung des Angriffsschwerpunkts beim XXXXI.Pz.K. als Tatsache erweisen sollte, die 4.Pz.Div.,
dort herauszulösen und ebenfalls, wenigstens mit Teilen, zum XXXV.A.K. zu verschieben (Ia/Ia XXXXI, 19.45 Uhr).
3.3.1944
KTB 9.Armee.
Mit einem verhältnismäßig heftigen Vorstoß leitet der Feind den erwarteten Angriff auf das XXXV.A.K. ein. Nach starker Art.-Vorbereitung greift er die inneren Flügel, der 45.
und 383.I.D. insgesamt 11 mal an, von etwa 12 - 15 Panzern und zahlreichen Schlachtfliegerkräften unterstützt. Ein Erfolg bleibt ihm jedoch versagt; alle Angriffe werden
abgewiesen, 9 Panzer abgeschossen (Einzelheiten s.Anl. III).
Obwohl diese Angriffe z.T. in Rgt.Stärke geführt worden sind, wird man sie - wie üblich - nur als Einleitung einer größeren Angriffsunternehmung ansehen dürfen, wobei es
möglich erscheint, daß die bevorstehende Schlechtwetterperiode, den Gegner zu beschleunigtem Beginn seiner Angriffe veranlaßt hat. An Feindverbänden sind bisher 6 Schtz.Divn.
und Teile des I.Gde.Pz.K. aufgetreten. Wesentlich dabei ist, daß diese Verbände zum Teil bisher bei den Angriffen auf das XXXXI.Pz.K. beteiligt waren, so daß nunmehr die
Vermutung einer Auflockerung des dortigen Schwerpunktes und einer Verlagerung von Kräften auf das Nordufer der Beresina ihre erste deutliche Bestätigung findet. Es scheint,
als ob sich der Feind nach dem Scheitern seiner Durchbruchsversuche südlich der Beresina und am Drut nunmehr ein kürzeres Ziel gesetzt, habe; das Auftreten eines noch
ungedeuteten Schtz.K. nördlich Shlobin (nach s.Qu.) läßt eine gemeinsame Angriffsplanung zum Herausbrechen des linken Flügels des XXXV.A.K. durchaus naheliegend erscheinen.
Denkbar ist aber auch, daß die derzeitigen, an der gesamten Heeresgruppenfront verhältnismäßig rasch sich verlagernden Schwerpunktbildungen einem weit größeren Zweck dienen:
Das Auftreten einer bisher vor dem Südflügel der 9. Armee stehenden . Schtz.Div. vor der Front der 2.Armee, die Auflockerung der Kräftemassierung vor dem. XXXXI.Pz.K. zugunsten
des neuen Angriffs beim XXXV.А.K., das Aufhören der Feindangriffe beim LV.A.K. und ihr Wiederbeginn am Südflügel der 4.Armee, die bevorstehende Neubildung eines Schwerpunktes
an der Smolensker Autobahn unter gleichzeitigem Nachlassen der Angriffe auf den rechten Flügel der 3.Pz.Armee und ihre Wiederaufnahme an der Lutschessa=Front (s. Anl. V l)
- all das könnte auch den Versuch einer operativen Fesselung darstellen, mit der der Gegner die eigenen Kräfte in Schach zu halten bestrebt ist, um ein Abfließen von Divisionen
aus dem Heeresgruppenbereich Mitte zur Heeresgruppe Süd, wo eine neue sowjetische Großoffensive unmittelbar bevorsteht, zu verhindern.
Die Verstärkungen, deren Zuführung zum XXXV.A.К. ja schon gestern bzw. vorgestern rechtzeitig angeordnet worden ist, treffen im Laufe des Tages dort ein. In Übereinstimmung mit
dem Gen.Kdo. hält das AOK vorerst eine weitere Heranziehung von Kräften nicht für erforderlich (Chef/Chef XXXV, 9.15 Uhr); auch die beweglich gehaltenen Reserven sind nicht in
Marsch gesetzt worden. Die erfolgreiche Abwehr der heutigen Feindangriffe bestätigt die Richtigkeit dieses Entschlusses. Lediglich eine Verstärkung des Luftschutzes der eigenen
Artillerie, die heute stark unter den Angriffen feindlicher Schlachtflieger zu leiden hatte, erscheint geboten; deshalb werden noch Flak-Kräfte zum Einsatz in den
Artillerieräumen herangezogen (s.Ziff. 3 und 4, Anl. ІІІ)..
An der übrigen Armeefront hat der Feind sich heute wieder ruhig verhalten. Nach wie vor dürfte er jedoch sowohl beim LV.A.K. als auch beim XXXXI.Pz.K.. zur Bildung örtlicher
Schwerpunkte in der Lage sein. Die Frage einer weiteren Auflockerung der eigenen Abwehrschwerpunkt.e am Drut und südlich der Beresina kann deshalb noch nicht als spruchreif
angesehen werden. Zunächst hat wieder einmal die Aufklärung, insbesondere die Luftaufklärung, das Wort.
4.3.1944
KTB 9.Armee.
Von der gesamtem Armeefront werden keine Kampfhandlungen gemeldet. Auch im gestrigen Angriffsraum beim XXXV.A.K. herrscht Ruhe; das Gen.Kdo. rechnet auch damit, daß diese Ruhe
noch einige Tage andauern wird, bevor neue Angriffe einsetzen (Chef XXXV/Chef, 11.00 Uhr). Eigene Artillerie bekämpft Ansammlungen und Bewegungen im feindlichen Hintergelände.
Die Luftwaffe fliegt mehrere erfolgreiche Stuka=Einsätze im Abschnitt des XXXV. und LV.A.K. (Einzelheiten des Tagesverlaufs s. Anl. II und III), und zahlreiche Aufklärer sind
mit dem besonderen Auftrag unterwegs, zu versuchen, Näheres über die Auflockerung des feindlichen Schwerpunktes beim XXXXI.Pz.K. zugunsten der Angriffsgruppe nördlich der
Beresina festzustellen (OB/Chef, 11.10 Uhr). Das heute ausnahmsweise wolkenlose Wetter begünstigt die Durchführung der Aufklärung sehr; man wird deshalb morgen, wenn die
Luftbilder fertiggestellt sind, mit klaren Auswertungsergebnissen rechnen dürfen.
Das AOK benutzt die eingetretene Kampfpause zur weiteren Ordnung der Verbände. Um die 129.I.D. wieder zu vereinigen, wird dem XXXXI.Pz.K. befohlen, das G.R.428 nunmehr
herauszulösen und dem LVI.Pz.K. zu zuführen. Als Ausgleich wird das LVI.Pz.K. die drei südlichen Btl.-Abschnitte des ХXXXI.Pz.E. übernehmen, wobei ihm als Ersatz für die dort
bisher eingesetzte Art.- der 134.I.D. eine RSO-Abteilung unterstellt wird (s. Anl. IV 1).
5.3.1944
KTB 9.Armee.
Die Luftbildaufklärung des gestrigen Tages hat ergeben, daß tatsächlich eine erhebliche Auflockerung des feindlichen Schwerpunkts im Raum Kobylschtschina - Dubrowa (XXXXI.Pz.K.)
zugunsten der Angriffskräfte vor dem XXXV.A.K. eingetreten ist. während dort 70 Batteriestellungen als geräumt festgestellt werden, zeigen die Aufnahmen vor der Front des XXXV.A.K.
zahlreiche neue Feuerstellungen vorwärts der Naht 45./383.I.D. Daraufhin wird dem XXXXI.Pz.K. befohlen, die 4.Pz.Div. bis zum 9.3. zur Verfügung der Armee herauszulösen, und zwar
soll das erste Pz.Gren.Rgt. bereits zum 7.3. aus der Front genommen, im Raum Paritschi untergebracht und so bereitgehalten werden, daß seine kurzfristige Verschiebung im mot=Marsch
jederzeit erfolgen kann. Schon jetzt ist für den Fall eines Einsatzes dieses Regiments beim XXХѴ.А.К. die Entsendung von Einweisungskommandos zur 45.I.D. befohlen. Die Artillerie
der Division wird zunächst noch eingesetzt bleiben; um jedoch auch hier eine etwa notwendige Herauslösung rasch vornehmen zu können, erhält das XXXXI.Pz.K. Anweisung, durch eine
entsprechende Gesamtgruppierung seiner Artillerie bereits jetzt dafür zu sorgen, daß diese Herauslösung jederzeit und ohne umfangreiche Verschiebung der verbleibenden Artillerie
erfolgen kann (s.Anl. IV 1).
Von der Heeresgruppe ist gestern der Befehl zur Abgabe der noch beim LV.A.K. befindlichen Teile der 31.I.D. zur 4.Armee eingegangen (s. Anl. V 1 v. 4.3.44). Dieser Befehl trifft,
obwohl er an sich vorauszusehen war, das LV.A.K. insofern sehr hart, als dadurch die für die vom Gen.Kdo. geplante Bereinigung des Brückenkopfes bei und südlich Bolschaja Konopliza
zur Verfügung stehenden Kräfte nunmehr zu gering werden, um das Unternehmen noch mit Aussicht auf Erfolg durchführen zu können. Das AOK richtet deshalb die Bitte an die Heeresgruppe,
als Ausgleich für diese Abgabe einer der Stärke der abzugebenden Teile entsprechenden Abschnitt am Nordflügel des LV.A.K. von der 4.Armee übernehmen zu lassen, Gleichzeitig wird um
Rückführung der noch bei der "Nahtgruppe Chomitschi" befindlichen, zu Verbänden der 9.Armee gehörigen Teileinheiten gebeten (s. Anl. V 1).
An der Front ist es heute wieder zu keinen nennenswerten Kampfhandlungen gekommen.
6.3.1944
KTB 9.Armee.
Den Auftakt des Tages bildet ein am frühen Morgen nach halbstündiger Art.=Vorbereitung gegen die Front der 253.I.D. (XXXXI.Pz.K.) vorgetragener Feindangriff, der in seinem
Schwerpunkt (zwischen der Straße Tschirkowitschi, Paritschi und der Beresina) auch zu einem Einbruch in den vordersten Graben führt. Den unter dem Eindruck dieses Angriffs gestellten
Antrag des XXXXI.Pz.K. auf vorläufige Verschiebung des Termins zur Herauslösung des ersten Pz.Gren.Rgt. der 4.Pz.Div. (Chef ХXXXI/Iа, 9.20 Uhr), lehnt das AOK allerdings ab, in der
Überzeugung, daß es sich hier um nichts anderes als um einen Fesselungsangriff handele und daß man deshalb durch eine längere Belassung des Rgt. in der Front lediglich den
Feindabsichten dienen würde (Chef/Chef XXXXI, 9^35 Uhr). Kurz darauf meldet das Gen.Kdo. auch schon die erfolgte Bereinigung der Einbruchsstelle /Іа XXXXI/Iа, 11.55 Uhr).
In den Mittagstunden wird ein weiterer, btl.-starker Vorstoß des Gegners gemeldet, diesmal vom linken Flügel der 45.I.D. Hier dürfte es sich aber nicht um einen Ablenkungs-, sondern
um einen Erkundungsvorstoß handeln, denn auch sonst weisen in diesem Abschnitt zahlreiche Anzeichen darauf hin, daß nunmehr binnen kurzem mit dem Beginn des erwarteten Großangriffs
aus dem neugebildeten Feindschwerpunkt zu rechnen ist (s. Anl. III). Der Oberbefehlshaber hat sich deshalb entschlossen, das Pz.Gren.Rgt.33 nicht, wie ursprünglich vorgesehen, in den
Raum Paritschi zu stellen, sondern bereits jetzt dicht hinter die Naht 45./383.I.D. heranzuziehen. Das Gen.Kdo. XXXV.А.К., dem das Rgt. unterstellt wird, erhält Anweisung, für den Fall
eines Feindeinbruchs sowohl den Ansatz einzelner Btlne. zum Gegenstoß als auch einen Gegenangriff des geschlossenen Regiments vorzubereiten (s. Anl. IV 1). Da der feindliche Angriff
etwa an der Divisionsnaht erwartet wird, hat der Oberbefehlshaber noch einmal auf die Sicherstellung einer einheitlichen Befehlsführung vor allem auch bei der Artillerie verwiesen
(OB/KG XXXV, 17.45 Uhr) und auf den Hinweis des Komm. Generals, daß ihm eine gewisse Knappheit an MG= Munition Sorge mache (diese Munition wird leider schon seit längerer Zeit allgemein
unzureichend nachgeschoben), die sofortige Zuführung von 300 00(Schuß sS an das XXXV.A.K. befohlen (OB/KG XXXV, 17.55 Uhr).
Die gestern vom AOK bei der Heeresgruppe beantragte Südverlegung der linken Ameegrenze ist - im Hinblick auf den Wiederbeginn schwerer Feindangriffe an der Rollbahn Orscha, Smolensk
-vorläufig abgelehnt worden, mit dem Bemerken, daß die Frage der Gewinnung von Kräften zur Bereinigung des Brückenkopfes Bol. Konopliza aus den Verbänden der 9. und 4. Armee einer
späteren Entscheidung Vorbehalten bleiben müsse. Die Rückführung der noch bei der "Nahtgruppe Chomitschi" befindlichen, zur 9.Armee gehörigen Restteile dagegen ist zugestanden worden
(s. Anl. V 1). Daraufhin ordnet das AOK an, daß die Pz.Jäg.Abt. 49 (4.Pz.Div.), die zu diesen Teilen gehört, vom LV.A.K. unverzügli ch zum XXXV.A.K. weitergeleitet werdet, soll, um dort
zur Verstärkung der Pz.Abwehr eingesetzt zu werden (s. Anl. IV 2).
Von der Heeresgruppe ist die hocherfreuliche Mitteilung eingegangen, daß der 9.Armee im April drei personell volle Regimenter zugeführt werden. Es handelt sich um die Regimenter der
zur Div. 23.Welle umgegliederten 390.Feldausb.-Div., die zur Auffüllung abgekämpfter Inf.Divn. aufgeteilt wird (s. Anl. V 4). Die 134., 45. und 129.I.D. sollen je eins dieser Regimenter
erhalten.
7.3.1944
KTB 9.Armee.
In den frühen Morgenstunden setzt der Angriff beim XXXV.A.K. mit voller Wucht ein. Er trifft, wie erwartet, auf die inneren Flügel der 45. und 383.I.D. zwischen Mormal und der Ola.
Angesichts der überlegenen infanteristischen Kräfte, die der Gegner in den Kampf wirft, ist die verhältnismäßig sehr geringe artilleristische Unterstützung auffallend; nach den
Ergebnissen der Artillerieaufklärung sind sogar weniger Batterien in den Feuerkampf getreten, als allein zu der Div.-Art. der beteiligten sechs Schtz.Divn. gehören würden (H.Arko in der
Chefbesprechung, 18.00 Uhr). Der Feind trifft auf eine wohlvorbereitete Abwehr, an der die Mehrrzahl der in Gruppen von jeweils mehreren hundert Mann vorgetragenen Angriffe scheitert;
nur nordwestlich Mormal gelingt ihm ein Einbruch in die HKL und im weiteren Vorstoß die Inbesitznahme des Straßenkreuzes westl. Alexandroff (s. Anl.I). Der um 10 Uhr planmäßig begonnene
Gegenangriff eines Btl. der Div.Reserve (383.I.D.) wirft den Gegner wieder über die alte HKL zurück, und nur ganz schwache Feindteile können sich in nochmaligem Vorstoß auf einer im
Sumpf nordwestl. Mormal liegenden Höhe erneut festsetzen und halten. Im ganzen gesehen kann das Ergebnis des Kampfes als voller Abwehrerfolg angesprochen werden.
Ziel des Feindangriffs war, wie die Aussage eines gefangenen Sowjet-Offiziers ergibt, der Durchstoß auf Shlobin. Der geringe Artillerie-Einsatz läßt sich vielleicht damit erklären, daß
der Gegner in Ansehung des sich von Tag zu Tag mehr verschlechternden Wetters den Angriff doch noch verfrüht und unter vorläufigem Verzicht auf das vollständige Nachziehen seiner
Artillerie begonnen hat. Mit ihrer weiteren Verstärkung kann deshalb gerechnet werden. Erneut erkannte Bereitstellungen auf der Feindseite - durch Jabos und eigene Artillerie wirksam
bekämpft -, ferner in Gefangenenaussagen genannte Panzeransammlungen im Wald südwestl. Mormal machen ebenfalls eine Fortsetzung der Angriffe schon für morgen wahrscheinlich, trotz der
empfindlich hohen Verluste, die der Feind heute erlitten hat (s. dazu Ic=Meldungen).
Hart südlich der Beresina ist es heute erneut zu Kampfhandlungen gekommen. Im Morgengrauen erzielt der nahe der gestrigen Einbruchsstelle im Abschnitt der 253.I.D. mit 150 Mann angreifende
Feind wiederum einen Einbruch, dessen Bereinigung erst nach erbittertem Kampf gelingt. Ein am Nachmittag nochmals vorgetragener Angriff gleicher Stärke bleibt allerdings schon vor der HKL
im zusammengefaßten Feuer der schweren Waffen liegen.
Obwohl diese Angriffe beim XXXXI.Pz.K. nach wie vor nur als Fesselungsvorstöße zu beurteilen sein dürften, ist die Bewertung der südlich der Beresina stehenden Feindkräfte eine im ganzen
noch keineswegs geklärte Frage (Chef in der Chefbesprechung, 18.00 Uhr). Die nach s.Qu. anzunehmende weitere Nordverlegung der Grenze zwischen der 65. und 48. Sowjet. Armee etwa in die
Gegend von Poganzy stimmt zwar zu der durch das Hinüberwechseln zahlreicher Verbände auf das linke Beresina=Ufer erfolgten nicht unbeträchtliclen Auflockerung des alten Schwerpunktes und
der durch den heutigen Angriff klar bewiesenen neuen Schwerpunktbildung zwischen Beresina und Dnjepr, läßt aber die Möglichkeit, daß der Feind seine Durchbruchsabsichten südlich der
Beresina nicht aufgegeben hat, durchaus noch offen. Daß diese Durchbruchsabsichten zum mindestens im Zuge der Süduferstraße weiterbestehen dürften, kann man vielleicht daraus entnehmen,
daß trotz der Grenzänderung der Befehlsbereich, m.a.W. der Angriffsstreifen der jetzt erheblich verstärkten 48. Armee immer noch auf das Südufer des Flusses übergreift, andererseits dürfte
dаher der taktische Zusammenhang eines Durchbruchsversuchs südlich und nördlich der Beresina mit Beginn der wärmeren Witterung geländemässig zerrissen werden, und zwar weniger durch das
Aufbrechen der Beresina als durch die Unpassierbarkeit des Sumpfwaldes vor der 45.I.D. Da es jedoch bekannt ist, daß die sowjetische Führung ihre taktischen Grenzen oftmals ohne viel
Rücksicht auf operative Absichten zieht, bleibt die Möglichkeit eines Fortbestehens der Durchbruchsabsicht auch im alten Schwerpunkt Kobylschtschina, d.h. also am rechten Flügel der
65.Armee, durchaus bestehen, ganz abgesehen davon, daß mit örtlichen Kräftezusammenziehungen südlich der Beresina ganz allgemein auch weiterhin jederzeit gerechnet werden muß.
Auf Grund diese Feindbeurteilung - der Erwartung einer verstärkten Fortsetzung der Angriffe beim XXXV.A.K. und der Ungewißheit über das Feindbild südlich der Beresina entschließt sich der
Oberbefehlshaber unter Beschleunigung der Herauslösung der 4.Pz.Div., deres Stab und Versorgungstruppen in den vorbereiteten Auffrischungsraum Bobruisk verlegt werden sollen, einerseits
nun auch das Art.Rgt. der Division an der Front nördlich der Berezina einzusetzen, andererseits das zweite Pz.Gren.Rgt. (ohne II./12), verstärkt durch 1 Kp.Pz.Jäg., zur Verfügung der Armee
nach Paritschi zu stellen und dem XXXXI.Pz.K. die Herauslösung zweier weiterer Gren.Btlne. als Armeereserve unter Sicherstellung kurzfristiger mot.-Abmarschbereitschaft zu befehlen
(s.Anl. IV 1). Mit diesen Maßnahmen hofft das AOK sowohl der Lage beim XXXV.A.K. als auch beim XXXXI.Pz.K. gerecht zu werden und für alle Möglichkeiten ihrer Weiterentwicklung nach Kräften
gerüstet zu sein.
8.3.1944
KTB 9.Armee.
Wider erwarten hat der Gegner einen Angriff auf das XXXV.A.K. heute nicht forgesetzt. Er unternimmt lediglich einige kp.-starke, erfolgloe Vorstöße nordwestl. Mormal. Die Feindteile, die
sich gestern dort erneut diesseits der alten HKL festgesetzt hatten, werden zurückgeworfen. Artillerie der 383.I.D. zerschlägt eine feindliche Bereitstellung westl. Mormal, im übrigen sind
außer beiderseitigem Störungsfeuer und normaler Spähtrupptätigkeit hier wie an der gesamten Armeefront keine besonderen Kampfhandlungen, zu verzeichnen.
Im Hinblick darauf, daß bei der erfolgreichen Abwehr des jetzigen Angriffs leider auch die eigenen Verluste, insbesondere bei der 383.I.D., nicht gering waren, hat das Gen.Kdo. XXXV.A.K.
die Bitte um eine Verstärkung dieser Division ausgesprochen (Chef XXXV/Chef, 16.40 Uhr). Der Oberbefehlshaber ordnet daraufhin an, daß das auf Grund des gestrigen Befehls heute nacht beim
XXXXI.Pz.K. herausgelöste erste Reservebatl. (I./446; 134.I.D.) dem XXXV.A.K. als Armeereserve zugeführt werden und dort I./18 ablösen soll, das seinerseits in die Front eingeschoben werden
wird (Ia/Chef XXXV, 20.00 Uhr; s.a.Anl. IV 1).
Zum Antrag des AOK auf Genehmigung der geplanten Frontzurücknahme bei der 35. und 110.I.D. (LVI.Pz.K.) auf eine für die Schlammperiode geeignete rückwärtige Stellung ist inzwischen das
grundsätzliche Einverständnis des OKH ergangen. Der Oberbefehlshaber hat dazu heute - in Begleitung des Chefs der Heeresgruppe -beim Gen.Kdo. LVI.Pz K. noch einmal die genaue Linienführung
der neuen Stellung besprochen und festgelegt. Der Befehl des AOK für das Absetzen, (s.Anl. IV 2) ordnet an, daß unter Einebnung bzw. Zerstörung des Nordteils der zwischen der alten und
neuen HKL liegenden Art.Schutzstellung deren Südteil bei Durchführung der Ausweichbewegung bis auf weiteren Befehl als vorgeschobene Stellung gehalten und ferner durch Belassung starker
Nachtruppen insbesondere an den durch das Sumpfgelände führenden Landbrücken angestrebt werden soll, das Aufschließen des Feindes so lange und so verlustbringend wie möglich zu verzögern.
Der Zeitpunkt der Frontzurücknahme ist noch nicht festgelegt; er wird sich wohl auch über die vom Gen.Kdo. LѴІ.Рz.К. vorgeschlagene Frist hinaus verzögern, da das AOK eine besondere Maßnahme
mit der Absetzbewegung zu verbinden gedenkt, deren Vorbereitung sich bis dahin voraussichtlich nicht wird beenden lassen: es ist geplant, aus der frontnahen Zone der Armee alle nicht
arbeitsfähigen Einheimischen in den aufzugebenden Raum zu bringen und bei der Frontzurücknahme dort zurückzulassen, insbesondere die zahlreichen Fleckfieberkranken, die bisher in besonderen
Dörfern - untergebracht worden sind, um eine gesundheitliche Gefährdung der Truppe nach Möglichkeit auszuschalten. Der Entschluß, sich von dieser, auch ernährungsmäßig erheblichen Bürde
nunmehr auf diese Weise zu befreien, ist vom AOK nach genauer Erwägung und Prüfung aller sich daraus ergebenden Folgerungen gefaßt worden.
9.3.1944
KTB 9.Armee.
Außer zwei rgt.- starken feindlichen Angriffen nordwestl. Mormal (383.I.D.), die unter hohen Verlusten für den Gegner abgewiesen werden, meldet die Front keine besonderen Kampfhandlungen.
Es kann angenommen werden, daß der Feind beim XXXV.A.K. nach dem Scheitern seiner bisherigen Angriffe nunmehr zunächst einen planmäßigen Aufmarsch durchführt, ehe er erneut antritt.
Mit dem Beginn dieses neuen Angriffs muß in den nächsten Tagen gerechnet werden.
Südlich der Beresina besteht nach wie vor die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit örtlicher Feindvorstöße; an der Drut=Front, wo bisher keinerlei Anzeichen für ein Abziehen von
Angriffsverbänden vorliegen, ist eine Wiederaufnahme der gegnerischen Angriffstätigkeit, insbesondere mit dem Ziel einer Erweiterung des Brückenkopfes, ebenfalls jederzeit zu erwarten.
Angesichts dieser nahezu über der gesamten Armeefront lagernden Spannung kann, das AOK die von der Heeresgruppe geäußerte Absicht, die ganze 4.Pz.Div. zur Auffrischung aus dem Einsatz zu
ziehen, nicht unwidersprochen hinnehmen. Das AOK hat nach Herauslösung der Division unter Verlegung zahlreicher Einheiten in den vorgesehenen Auffrischungsraum die Masse ihrer Kampftruppen
als Eingreifreserven im frontnahen Raum bereitgestellt. Eine Wegziehung dieser Reserven erscheint als mit der gegenwärtigen Lage unvereinbar. Die Heeresgruppe wird deshalb gebeten, es bei der
getroffenen Regelung zu lassen (Ia/Ia H.Gr., 15.40 Uhr), womit sich der Feldmarschall vorläufig einverstanden erklärt (Ia H.Gr./Іа, 19.50 Ihr).
Vom AOK 4 ist gestern der Vorschlag gemacht worden, die bisherige Südgrenze der "Nahtgruppe Chomitschi" endgültig als Armeegrenze festlegen zu lassen (s. Anl. IV 5 v. 7.3.44).
Von einem geringfügigen Änderungswunseh abgesehen, hat das AOK gegen diesen Vorschlag nichts einzuwenden (Ia/Ia 4, І6.00 Uhr)., da die zur Armee gehörigen Truppen restlos südlich der
genannten Grenze eingesetzt sind.
10.3.1944
KTB 9.Armee.
An der gesamten Armeefront sind keine besonderen Kampfhandlungen zu verzeichnen. Neue Gesichtspunkte für die Feindbeurteilung haben sich ebenfalls nicht gezeigt; nach der derzeit erkennbaren
Kräftegruppierung hat der Gegner weiterhin jederzeit die Möglichkeit, seine Agriffe an den bekannten Schwerpunkten wiederaufzunehmen.
11.3.1944
KTB 9.Armee.
Bei andauernder Kampfruhe an der übrigen Armeefront mehren sich beim XXXV.A.K. die Anzeichen des bevorstehenden neuen Angriffe. Zunehmendes Artillerie=Störungsfeuer mit zahlreichen
Feuerüberfällen von Gr.W. und Salvengeschützen im Raum Plessowitschi - Mormal sowie anhaltende mot=Geräusche westl. Korotkowitschi und vermehrte Bewegungen Im feindlichen Hintergelände machen
seinen baldigen Beginn nunmehr wahrscheinlich.
Das AOK entschließt sich deshalb zu einer noch weiteren Verstärkung des eigenen Abwehrschwerpunktes. Dem LV.A.K. wird befohlen, die Pz.Abt. der 20.Pz.Div. als Armeereserve zum XXXV.A.K. zu
verschieben (s. Anl. IV 2), ferner wird das Armee=Pz. Zerst.=Btl., dessen beide Kompanien gestern ihre Ausbildungszeit an der Raketen=Pz.Büchse ("Ofenrohr") abgeschlossen haben, dem XXXV.A.K.
zum Einsatz in rückwärtiger Linie für den Fall eines Panzereinbruchs zugeführt (s.Anl. IV- 1). Die beim LV.A.K. bzw. XXXXI.Pz.K, befindlichen Stu.Gesch.Brigaden 600 und 244 erhalten Befehl,
vorausschauend Anmarschwege und Einsatzmöglichkeiten im Abschnitt der 45. und 383.I.D, zu erkunden; beide Brigaden werden ab morgen mittag auf 2=stündige Alarmbereitschaft gestellt sein
(s. Anl. IV 3 und 4).
Mit Aufmerksamkeit und nicht ohne Sorge verfolgt man beim AOK den Verlauf der am 4.3. begonnenen neuen sowjetischen Großoffensive im Süden der Ostfront. Der Gedanke, daß der Feind zugunsten
dieser mit stärksten Kräften durchgeführten Offensive, die die deutsche Front an mehreren Stellen tief aufgerissen hat, sich im Abschnitt der Heeresgruppe Mitte vorläufig auf
Fessellungsangriffe mit begrenzten Zielen beschränkt, scheint sich zu bestätigen. Gegen Abend allerdings trifft vom Obkdo. der Heeresgruppe die Nachricht ein, daß sich nunmehr auch eine
unmittelbare Bedrohung der tiefen offenen Südflanke der Heeresgruppe abzeichne; nachdem bereits in den letzten Tagen starke Truppenverschiebungen von.Korosten in Richtung auf Sarny festgestellt
worden waren, ist jetzt nach s.Qu. ein höherer Stab, anscheinend ein Kav.Korpskommando, im Raum Dombrowiza auf getreten (s. Anl. VII 4). Ein Spähtrupp des Kav.Rgt.Mitte hat bereits
Gefechtsberührung mit feindl. Kav. gehabt, die nach Gefangenenaussagen sehr stark und zahlreich sein soll (s.Anl. V 1). Die Heeresgruppe teilt dazu mit, daß sie die Verschiebung der 7.I.D. nach
Pinsk vorgesehen habe; dies würde für die 9.Armee die Verpflichtung zur Rückgabe des A.R.62 an AOK 2 zur Folge haben (Ia H.Gr./ Ia, 23.20 Uhr). Eine Entscheidung über die Rückgabe des Rgt. sei
jedoch im Hinblick auf die gespannte Lage bei der 9.Armee noch nicht gefallen dagegen ist die Inmarschsetzung einer RSO-Abteilung zur 2.Amee bereits jetzt angeordnet worden
(Armeebefehl s. Anl. IV 5).
12.3.1944
KTB 9.Armee.
Das verstärkte Artilleriefeuer und das anhaltend unruhige Feindverhalten vor den inneren Flügeln der 45. und 383.I.D. sowie das Auftreten neuer Feindverbände in diesem Raum - man dürfte jetzt
etwa mit neun in Front und 4-5 weiteren in Reserve stehenden Divisionen rechnen - läßt einen baldigen Angriffsbeginn immer wahrscheinlicher werden. Nach Gefangenenaussagen soll dieser Angriff
zur Wegnahme von Shlobin führen, um diesen Eisenbahnknotenpunkt für den Durchgangsverkehr freizubekommen, ferner - im Zusammenwirken mit einem Südweststoß aus dem Drut-Brückenkopf nördlich
Rogatschew - zu einer Sperrung der Straße Rogatschew - Bobruiisk. Im übrigen läßt auch die ebenfalls nach Gefangenenaussagen in sowjetischen Offizierskreisen geäußerte Ansicht, daß der nach
Osten vorspringende Frontbogen der Heeresgruppe Mitte im Hinblick auf die starke, tiefe Flankierung, von Süden nicht lange gehalten werden könne, eine Fortsetzung der Angriffe auf Shlobin und
Bobruisk auf Wetter und Gelände erwarten.
Unter diesen Umständen bedeutet die gestern angekündigte und heute bereits erhobene Forderung der Heeresgruppe nach dem beim LV.A.X. eingesetzten G.R.62 eine schwere Einbuße, wenn auch der
ursprüngliche Befehl zum sofortigen Abtransport zur 2.Armee (Ia op/Ia, l0.30 Uhr) auf die dringenden Vorstellungen des AOK, das für diesen Fall zum mindesten um die Übernahme eines oder zweier
Btl.Abschnitte an der nördlichen Armeegrenze bittet, dahin gemildert wird, daß das Rgt. nur aus der Front herausgelöst und als Heeresgruppenreserve bereitgehalten werden soll (s. Anl. V a).
Um diesen Befehl ohne Schwächung der Abwehr beim LV.A.K. durchzuführen, entschließt sich der Oberbefehlshaber zu einer weiteren Auflockerung des immer noch angesichts der Möglichkeit neuer
Angriffe südlich der Beresina bestehenden wenn auch schon erheblich verringerten Abwehrschwerpunktes beim XXXXI.Pz.K. Das in Paritschi als Reserve bereitgehaltene Pz.G.R.12 (ohne II./) soll
hinter die Front des XXXV.A.K. verschoben werden, während das bisher dort in Reserve stehende I./446 (134.I.D.) den LV.A.K. zugeführt wird, um dort im Verein mit dem vom XXXXI.Pz.K. aus der
Front zu ziehenden I./445 das G.R.62 abzulösen, das seinerseits Befehl hat, sich zur Verfügung der Armee im Raum Krassnyj Bereg zu versammeln (s. Anl. IV -1-4). Mit dieser Umgruppierung bleibt,
solange nicht der Befehl zur Abgabe des G.R.62 erfolgt, die Dichte der Abwehr sowohl beim XXXV. A.K. als euch beim LV.А.K. erhalten. Zusätzlich wird dem XXXV. A.K. befohlen, angesichts des
Lebhafterwerdens der Feindbewegungen auch vorwärts der Naht 383./6.I.D. (s. Anl. II und III) hinter diesem Frontabschnitt eine btl.starke infanteristische Reserve aus eigenen Kräften
bereitzustellen (s. Anl. IV 4).
13.3.1944
KTB 9.Armee.
Die vermuteten gegnerischen Absichten werden durch weitere Gefangenenaussagen bestätigt. Auf der Feindseite ist ein Stalin=Befehl verlesen worden, der zur Freimachung des Weges nach Minsk
die Wegnahme von Shlobin und Bobruisk ohne Rücksicht auf Verluste anordnet. Die durch s.Qu. festgestellte Verlegung einer sowjetischen FIak=Division in den Raum um Sswershen (15 km ostnordostw.
Rogatschew) läßt erneut darauf schließen, daß der Feind eine zusammenhängende Operation gegen das XXXV. und LV.A.K. plant.
Angesichts dieses Feindbildes hält das AOK eine noch weitere Verstärkung der Front nördlich der Beresina für erforderlich. Hierzu ist beabsichtigt, die 134.I.D., von der sich Teile bereits beim
LV.A.K befinden, Zug um Zug nunmehr ganz aus der Front des XXXXI.Pz.K. herauszulösen und sie nördlich der Beresina zum Einsatz zu bringen. Diese Absicht wird heute den beiden Südkorps
bekanntgegeben, um sie auf die dadurch notwendig werdenden Verschiebungen schon jetzt einzustellen: das XXXXI.Pz.K. soll die Herauslösung noch eines Btl. der 134.I.D. vorbereiten, das LVI.Pz.K.
die Übernahme eines weiteren Btl.Abschnittes am rechten Flügel des XXXXI.Pz.K. im Zuge der Frontbegradigung bei der 35. und 110.I.D. Mit der Eingliederung des für April angekündigten
Ersatz=Regiments in die 129.I.D. ist daran gedacht, das LVI.Pz.K. um zwei weitere Btl.-Breiten nach Norden zu strecken. Spätestens zu diesem Zeitpunkt soll dann die Herauslösung auch der
letzten Teile der 134.I.D. stattfinden (s. Anl. IV 1).
14.3.1944
KTB 9.Armee.
Aufmerksam registriert das AOK jede auch nur geringfügige Änderung im Feindverhalten. Eine grundsätzliche Abweichung von der bisherigen Feindbeurteilung haben jedoch vorläufig weder die nach
bereits gestern spürbarer Verstärkung des Artilleriefeuers vor der Front des LVI.Pz.K. heute zu beobachtenden Bewegungen beiderseits Osaritschi zur, Folge, noch der in den späten Abendstunden
von Kampfbeobachtern der Luftwaffe gemeldete Anmarsch von 600 aufgeblendet auf der Rollbahn Kritschew - Rogatschew nach Westen und von Mogilew nach Süden fahrenden mot=Fahrzeugen
(Ic Lw/Ia, 23,00 Uhr). In erstgenanntem Fall könnte es sich um eine Verstärkung des hier in letzter Zeit aufgelockerten Feindschwerpunktes im Hinblick auf vermutete deutsche Absichten handeln.
Es ist immerhin nicht ausgeschlossen, daß der Feind inzwischen etwas von den Transportbewegungen, durch die nun schon seit Tagen Tausende von Zivilisten in den aufzugebenden Raum gebracht werden,
gemerkt hat (das LVI.Pz.K. gedenkt im Falle rechtzeitiger Beendigung des Antransports, die Frontzurücknahme in der Nacht vom 16. zum 17.3. durchzuführen; s. Anl. IV 1 und V 1). Der Zufluß der
1000 mot=Fahrzeuge ist zunächst nicht recht zu deuten, da ihr Auslauf infolge eintretender Wetterverschlechterung nicht hat festgestellt werden können. Erneute Aufklärung im Raum Rogatschew ist
für morgen befohlen.
Im übrigen weisen s.Qu.=Sprüche auf ein weiteres Zunehmen der Angriffsbereitschaft des Gegners vor dem XXXV.A.K. hin. Das Korps ist bereit.
15.3.1944
KTB 9.Armee.
Über den Verbleib der in der vergangenen Nacht beobachteten auf Rogstschew fahrenden feindlichen Kraftfahrzeugkolonnen hat sich trotz sorgfältiger Luftaufklärung nichts feststellen lassen.
An der ganzen Front herrscht fast völlige Kampfruhe, abgesehen von einem kp.starken erfolglosen Feindvorstoß südlich Shlobin, der dem Oberbefehlshaber Veranlassung gibt, noch einmal auf eine
ausreichende artilleristische Sicherung auf der Ostfront des XXXV.A.K. hinzuweisen (OB/KG XXXV, 23.10 Uhr). -
Die bisherige Zurückhaltung des Feindes an seinem Schwerpunktabschnitt zwischen Beresina und Dnjepr sowie die in V=Mann Meldungen behauptete bevorstehende Heranführung weiterer Verstärkungen
vor der Front des XXXV.A.K. und des LV.A.K. lassen weiterhin vermuten, daß der Feind beabsichtigt, geichzeitig beiderseits Shlobin zum konzentrischen Angriff anzutreten.
Im Zuge der geplanten allmählichen Herauslösung der 134.I.D., ist für die nächsten Tage, in Verbindung mit der Frontbegradigung beim LVI.Pz.K., die Freimachung zweier weiterer Btlne. der 134.I.D.
heute befohlen worden (Einzelheiten über die Durchführung s.Anl.IV 1)
16.3.1944
KTB 9.Armee.
Während vor der eigenen Abwehrfront die Kampfpause weiterhin anhält, sind die Vorzeichen feindlicher Angriffsabsichten am rechten Flügel der 2.Armee (wo bisher seit Wochen nur ganz geringfügige
Kampfhandlungen stattgefunden haben) stärker geworden (3.Anl. V 3). Diese in den letzten Tagen eingetretene Änderung im Feindbild hat den Befehl der Heeresgruppe zur Folge, das G.R.62 nunmehr
doch zur 7.I.D. nach Luniniec in Marsch zu setzen (Ia op.H.Gr./Ia, 9,50 Uhr), woraufhin das AOK als Ausgleich für die dadurch eintretende Schwächung des Abwehrschwerpunktes zwischen Beresina
und Dnjepr dem XXXXI.Pz.K. aufgibt, die beiden weiteren Bataillone der 134.I.D. nach erfolgter Herauslösung als Armeereserve zum XXXV.A.K. zu verschieben (s.Anl. IV l).
Schon heute hat es den Anschein, als ob der Befehl zur Abgabe des G.R.62 nur ein bescheidener Vorbote weiterer umfangreicher Forderungen dieser Art sein würde. Die sich vor der tiefen und nun
schon seit Monaten offenen rechten Flanke der Heeresgruppe abzeichnende feindliche Schwerpunktbildung wird, wenn sie einen größeren Umfang annehmen sollte - womit nach dem bisherigen Bild
durchaus gerechnet werden muß -, das operative Schwergewicht der Abwehrfront der Heeresgruppe eindeutig auf deren Südflügel verlagern. Erhebliche Umgruppierungen der eigenen Kräfte werden die
zwangsläufige Folge einer solchen Entwicklung sein, müssen. Diese Gedanken, schon seit Tagen in der Führungsabteilung des AOK mehrfach erwogen, kommen heute erstmalig auch in einem
Gedankenaustausch zwischen dem Chef der Heeresgruppe und dem Armeechef zur Sprache (Chef H.Gr./Chef, 17.30 Uhr). Die Auffassung des AOK in dieser Frage deckt sich mit der der Heeresgruppe
dahingehend, daß der operative Schwerpunkt Brest-Litowsk das Abziehen weiterer Kräfte von der Ostfront notwendig macht und das dadurch dort entstehende Risiko in Kauf genommen werden muß.
Werden im Verfolg dieser Überlegenheit jedoch noch weitere Kräfte aus der Ostfront abgezogen, so wird die HKL-Dichte so gering, daß es dem Feind auch mit kleineren Kräftegruppen jederzeit möglich
sein wird, die Front zu durchbrechen. Der Armee fehlen für die Bereinigung derartiger Lagen sodann die Kräfte. Sie vertritt deshalb den Standpunkt, daß bei Abziehen weiterer Kräfte die Folgerung
von der oberen Führung in einer Änderung der Kampfanweisung für die 9.Armee gezogen werden muß.
Der Chef der Heeresgruppe teilt im gleichen Gespräch mit, daß die Verschiebung von eigenen Kräften vom Nordflügel der Heeresgruppenfront in den Raum südostw. Brest-Litowsk bereits im Gange sei.
Es werde ferner erwogen, um das AOK 2 führungsmäßig mehr auf seinen rechten Flügel zu konzentrieren, das an seinem Ostflügel stehende XX.A.K. dem AOK 9 zu unterstellen und unter Dehnung seines
Befehlsbereichs und des Befehlsbereichs des XXXXI.Pz.K. das Gen.Kdo.LVI.Pz.K. herauszulösen, um es am Westflügel der 2.Armee einzusetzen. All dies ist jedoch vorläufig noch nicht spruchreif.
Beim LVI.Pz.K., im Abschnitt der 35. und 110.I.D., wird heute nacht die Front unter Belassung starker Nachtruppen im Vorfeld auf die vorbereitete Schlanm-HKL zurückgenommen, nachdem gestern der
letzte Zivilisten-Transport in der Absetzzone eingetroffen ist. Es befinden sich insgesamt etwa 45 000 Arbeitsunfähige und Kinder, mit Verpflegung für 3 Tage versehen, in dem aufzugebenden Raum.
Auch das XXXXI.Pz.K. nimmt heute nacht seinen äußersten linken -Flügel auf eine kürzere Stellung, deren Anschlußpunkt an der Beresina auf Höhe des rechten Flügels des XXXV.A.K. liegt, zurück.
Zu dem am 13.3. beim AOK eingegangenen Führerbefehl Nr.11 über die Einsetzung von Kommandanten Fester Plätze und von Kampfkomnandanten (im Bereich der 9.Armee ist die Erklärung der Stadt Bobruisk
zum Festen Platz vorgesehen), legt das AOK heute der Heeresgruppe die eingeforderten Durchführungsvorschläge vor (näheres s.Anl. V 1). Es ist beabsichtigt, den bisherigen Stadtkommandanten von
Bobruisk als Kommandanten des Festen Platzes einzusetzen.
17.3.1944
KTB 9.Armee.
Die vermutete erhebliche Verstärkung der Feindkräfte vor dem rechten Flügel der 2.Armee hat mit der Feststellung zweier neu herangeführter Schtz.Div. in diesem Raum heute ihre Bestätigung
gefunden. Der Feind steht im Abschnitt zwischen Stochod und Horyn den verhältnismäßig schwachen eigenen Sicherungskräften nunmehr mit mindestens vier Schützendivisionen gegenüber.
Unter diesen Umständen erhöht sich das Tempo der deutschen Gegenmaßnahmen. Die Heeresgruppe gibt bereits heute den Befehl, die Herauslösung des Gen.Kdo. LVI.Pz.K. vorzubereiten. Er sieht die
Übernahme der 129.I.D. durch das Gen.Kdo.XX.A.K., die Übernahme der 35. und 110.I.D. durch das Gen.Kdo.XXXI.Pz.K. vor (Chef H.Gr., 9.50 Uhr, s.a. Anl. V 1), auf Antrag des AOK erklärt sich die
Heeresgruppe jedoch damit einverstanden, vorläufig auch die 129.I.D. vom Gen.Kdo.XXXXI.Pz.K. übernehmen zu lassen. Die Befehlsumgliederung sol1 zum frühestmöglichen Zeitpunkt stattfinden; wann
das sein wird , hängt wesentlich von der Fertigstellung der erforderlichen Nachrichtenverbindungen ab. Im Hinblick auf die derzeitige fast völlige Ungangbarkeit der Straßen werden dazu
voraussichtlich etwa 3-4 Tage nötig sein. Versorgungsmäßig wird aus dem gleichen Grunde das XX.A.K. vorläufig auch der 2.Armee angeschlossen bleiben müssen.
Die Front meldet außer erfolgreicher eigener Spähtrupptätigkeiten keine Kampfhandlungen. Ob man aus dem Auftreten einer bisher vor dem LV.A.K. stehenden Schtz.Div. vor dem Südflügel der 4.Armee
auf eine Auflockerung des dortigen Feindschwerpunktes schließen darf, ist noch Zweifelhaft, da die gegenüber dem linken Flügel der Armee befehlsführende sowj.Armee nach s.Qu. immer noch über
vier Schtz.K. verfügt (s.Ic-Zwischenmeldung).
Südlich der Beresna sind die Absetzbewegungen planmäßig verlaufen. Erst im Laufe des Tages hat der Gegner mit schwachen Spähtrupps vorsichtig nachgefühlt beim LVI.Pz.K. stehen die Nachtruppen
sogar noch vor der HKL über das Schicksal der zurückgelassenen Zivilisten hat die Luftaufklärung noch keine Ergebnisse gebracht.
Gegen Abend kündigt die Heeresgruppe an, daß die Armee wahrscheinlich schon sehr bald den Befehl zur Abgabe zunächst einer. Inf.Div. dann auch einer Pz.Div. erhalten werde, und zwar ist zur
Erfüllung der ersten Forderung an die Herauslösung der beim XX.A.K. eingesetzten Korps-Abt E (vorläufig ohne eine Div.Gr.) gedacht. Welche Pz.Div. die Heeresgruppe verlangen wird, steht noch
nicht fest (Chef/Chef H.Gr., 9,15 Uhr).
18.3.1944
KTB 9.Armee.
Der Feind, der durch die Frontzurücknahme beim LVI.Pz.K. offensichtlich überrascht war, bemüht sich heute, rasch aufzuschließen und greift an mehreren Stellen die Nachtruppen an, so daß diese
auf die HKL zurückgenommen werden müssen. Luftaufklärung stellt fest daß die Zivilistenlager geräumt werden und Kolonnen nach Osten und Nordosten abziehen.
Auch beim XXXXI.Pz K. fühlt der Feind gegen die neue HKL am linken Korpsflügel vor und greift mit schwächeren Kräften an. Zusammengefaßtes Abwehrfeuer läßt jedoch den Angriff schon vor
Erreichen des Drahthindernisses zusammenbrechen.
Im übrigen bleibt die Armeefront ohne Kampfhandlungen.
Dafür rücken die Ereignisse vor der Front der 2.Armee immer mehr in den Vordergrund des Interesses. Dort hat die feindliche Angriffstätigkeit zwischen Styr und Horyn zugenommen und jetzt auch
auf den bisher nur durch schwache Sicherungskräfte geschützten Raum südostw. Brest-Litowsk übergegriffen. Die Antwort der Heeresgruppe auf die sich immer deutlicher abzeichnende
Schwerpunktbildung in diesem Raum besteht einerseits in der beschleunigten Durchführung der bisher vorgesehenen Abziehung von Kräften aus der übrigen Heeresgruppenfront, andererseits in der
Anordnung neuer Abgaben, die z.T. auch wieder die 9.Armee treffen. So soll die Zuführung des Gen.Kdo. LVI.Pz.K. nach Brest-Litowsk baldigst beginnen (s.Anl. V 2 und IV 1), ferner sind dem XX.A.K.
(noch 2.Armee) die sofortige Abgabe der Korps-Abt.E (ohne eine Div.Gruppe) befohlen (s.dazu Anl. V 1). Der Antrag des AOK 9, statt der verhältnismäßig starken KAE die 292.I.D. herauslösen zu
lassen, um eine allzu erhebliche Schwächung des XX.A.K. zu vermeiden (OB/stellv.OB H.Gr,, 10,50 Uhr), wird mit der Begründung abgelehnt, die nahe der Bahnlinie eingesetzte KAE werde schneller
abtransportbereit sein als die 292.I.D., deren Anmarsch zur Verladung sich bei dem derzeitigen Straßenzustand erheblich verzögern würde (stellv.OB, 12,45 Uhr). Um dem XX.A.K. die Herauslösung
der KAE zu ermöglichen, wird die 9.Armee noch vor Unterstellung des Korps einen Abschnitt an dessen linken Flügel durch Verbreiterung der 129.I.D. vom LVI.Pz.K. übernehmen lassen (s. dazu im
einzelnen Anl.IV 2). Die Heeresgruppe hat ferner befohlen, die Herauslösung einer Pz.Div. vorzubereiten; um deren etwa notwendigen Abtransport beschleunigt beginnen zu können, soll schon jetzt
ein verstärktes Rgt. der betr. Division aus der Front gezogen und als Armeereserve bereitgehalten werden (s.Anl. V 2). Der Oberbefehlshaber entscheidet sich für die 4.Pz.Div., die ja mit Ausnahme
ihrer in Stellung; befindlichen Artillerie nicht eingesetzt ist, so daß sich - die Artillerie kann jederzeit in Marsch gesetzt werden - eine Herauslösung des ersten, gegebenenfalls
abzutransportierenden Rgt. (Pz.Gr. Rgt.12) erübrigt.
Das Pz.Gr.Rgt.33 hat der Oberbefehlshaber dem XXXV.A.K. zur kurzfristigen Ablösung auffrischungsbedürftiger Einheiten für einige Tage zum Fronteinsatz freigegeben (Ia/Chef XXXV, 20,10 Uhr;
s.a, Anl. IV 3).
An weiteren Abgaben zum AOK 2 verlangt die Heeresgruppe einen Art.Rgt.Stab z.b.V. und eine RSO-Abt. Die Wahl fällt auf den Rgt.Stab z.b.V. 609 und die II./64. Der Forderung der Heeresgruppe auf
Abgabe einer Stu.Gesch Brig. zur Verfügung des OKH wird durch Abgabe der Stu.Gesch.Brig 909 entsprochen werden; von der Erlaubnis, einen Teil ihrer Sturmgeschütze zur Auffüllung der übrigen im
Armeebereich eingesetzten Brigaden zu behalten, gedenkt das AOK durch Zurückbehaltung von 20 Stu.Gesch. Gebrauch zu machen.
19.3.1944
KTB 9.Armee.
Die Heeresgruppe ist mit der Meldung des AOK, daß die Herauslösung der 4.Pz.Div. vorbereitet sei (s.Anl. V 1), nicht einverstanden (Chef H.Gr./Chef, 16.00 Uhr). Nach ihrer Planung soll angesichts
des noch immer drohenden Feindangriffs beim XXXV.A.K. gerade diese Division vorläufig, zumal sie seit ihrer Herauslösung aus der Front mit gewissen Auffrischungsmaßnahmen begonnen hat, bei der
9.Armee verbleiben. Das AOK, aufgefordert, eine der beiden anderen Pz.Div. zur Abgabe vorzuschlagen, wird wahrscheinlich die 5.Pz.Div. anbieten, um die stärkere 20.Pz.Div. vorerst noch zu
behalten.
Obwohl sich das AOK völlig darüber im klaren ist, daß zur Deckung der "Achillesferse" der Heeresgruppe, der Frontlücke südostw. Brest-Litowsk, alle nur irgend verfügbaren Kräfte aus anderen
Abschnitten im Interesse der größeren Lage dorthin abgegeben werden müssen, vermag es der Absicht der Heeresgruppe, die zur Erschließung dieses Raumes notwendigen Baukräfte u a. auch aus dem
Bereich des XX.A.K. abzuziehen, nicht beizutreten. Gerade beim XX.A.K. erfordert die katastrophale Wegelage hinter der im Sumpfgebiet des Pripjet liegenden Front umfangreiche Straßenbauarbeiten,
zu denen selbst die vorhandenen Kräfte kaum ausreichen. Ein möglichst gutes taktisches Wegenetz erscheint hier gerade deshalb als so besonders wichtig, weil infolge der Abgabe der KAE die vordere
Linie nur äußerst schwach besetzt ist und auf Grund dessen die Möglichkeit einer raschen Verschiebung von Reserven von entscheidender Bedeutung sein kann. Das AOK bittet daher darum, die beim
XX.A.K. eingesetzten. Baubataillone weitmöglichst dort zu belassen (Chef/Chef H.Gr., 16.00 Uhr).
An der Front hat der Gegner heute im Abschnitt des LVI. und XXXXI.Pz.K. mehrfach Vorstöße in Stärke von je etwa 200 Mann unternommen, die ihm hohe Verluste, aber keinen Erfolg gebracht haben.
Es dürfte sich hierbei um Aufklärungsunternehmen handeln, durch die der Feind Stärke und Verlauf der neuen HKL feststellen will; mit ihrer Fortsetzung auch in den nächsten Tagen muß gerechnet
werden. Beim XXXV. und LV.A.K. ist es auch heute wieder ruhig geblieben. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß der Gegner eine zeitliche Abstimmung des fertig vorbereiteten Angriffs mit dem
Angriffsvorhaben gegen die 2.Armee beabsichtigt und aus diesem Grunde noch wartet. Nach dem so oft von ihn angewandten System des "Treppenangriffs" liegt jedoch auch eine zeitliche Vorausstaffelung
des Angriffs auf Shlobin durchaus im Bereich der Möglichkeit.
Kurz vor Mitternacht trifft allerdings eine Luftaufklärungsmeldung beim AOK ein, die - vielleicht - ein erstes Zeichen zu einer Änderung der Feindlage vor der Front der 9.Armee sein könnte:
Nachtaufklärer haben auf der von Rogatschew zum Straßenkreuz Dowsk führenden, Straße stärkere mol.Kolonnen im Marsch nach Osten beobachtet, die in Dowsk (zusammen mit anderen von Propoisk kommenden
Kolonnen) nach Süden in Richtung auf Gomel abgebogen sind. Daß es sich um Teile der kürzlich nach Rogatschew, gefahrenen Kolonnen handelt, ist denkbar; ob es sich um den Beginn einer Abziehung von
Feindkräften von der Front des LV.A.K. handelt, werden die nächsten Tage zeigen müssen.
20.3.1944
KTB 9.Armee.
Die sich allmählich verschärfende Lage bei der 2.Armee, wo der Feind laufend weitere Kräfte heranführt, bestimmt immer mehr den Ablauf der Ereigeisse. Der bereits heute von der Heeresgruppe
ergehende Befehl, die 5.Pz.Div. beschleunigt aus der Front zu ziehen und der 2.Armee zuzuführen (s.Anl. V 6) gibt dem AOK den Anlaß, nunmehr die Herauslösung auch der letzten noch beim XXXXI.Pz.K.
eingesetzten Teile der 134.I.D. und ihre Inmarschsetzung zum LV.A.K. anzuordnen. Die 134.I.D. wird dort den Abschnitt der 5.Pz.Div. übernehmen (s.Anl. IV 3 und 4).
An der Front kommtt es, abgesehen von zwei erfolglosen Erkundungsangriffen des Feindes im Abschnitt des LVI.Pz.K. und einem erfolgreichen eigenen Stoßtruppunternehmen beim LV.A.K., wobei die
Inbesitznahme einer wichtigen Höhe bei Weritschew gelingt, zu keinen Kampfhandlungen von Bedeutung. über die im Gang befindlichen Ablösungen zur Streckung des rechten Armeeflügels (die infolge der
Herauslösung der KAE beim XX.A.K. erforderlich geworden ist; s.dazu Anl. IV 1) und zur kurzfistigen Auffrischung von Einheiten des XXXV.A.K. durch Einsatz des Pz.Gr.Rgt.33 (s. dazu Anl. IV 2)
s.Ziff.3 der Tagesmeldung (Anl.II). Die Übernahme des XX.A.K. soll nach Mitteilung der Heeresgruppe am 22.3. mittags erfolgen (Ia op.H.Gr./Ia, 16.00 Uhr).
21.3.1944
KTB 9.Armee.
Bei andauernder Kampfruhe an der Front meldet das XXXV.A.K. in den späten Nachmittagsstunden lebhafte Feindbewegungen vor der 383.I.D., wo Marschkolonnen in südostwärtiger Richtung abziehen.
Das AOK bewertet diese Bewegungen vorerst nicht anders als den vorgestrigen Abmarsch der mot.Kolonnen nach Osten. Beides kann noch nicht als hinreichend angesehen werden, um eine Auflockerung der
gegnerischen Schwerpunkte beim XXXV. und LV.A.K. jetzt schon anzunehmen. Seit dem Abschluß der Kämpfe hat der Feind mit Sicherheit bisher nur zwei Schtz.Div. aus den vor der Armeefront stehenden
Reserven abgezogen, so daß das Kräftebild seiner in Front bezw. in frontnaher Bereitschaft stehenden Verbände als im wesentlichen noch unverändert angesehen werden muß, sofern es sich nicht durch
Ersatzzuführung sogar leicht gebessert hat. Nach den Ergebnissen der taktischen Luftaufkläruig und der Erdbeobachtung sind zweifellos gewisse Umgruppierungen im Gange; Über ihre Bedeutung und ihr
Ausmaß ist jedoch vorläufig noch nichts zu sagen. Die erfahrungsgemäß gute Tarnung, mit der der Feind großräumige Bewegungen zu verschleiern versteht, wird weiterhin größte Aufmerksamkeit erfordern.
Um 12.00 Uhr hat das Gen.Kdo.XXXXI.Pz.K. den Befehl über die bisher dem Gen.Kdo. LVI Pz.K. unterstellten 129., 35. und 110.I.D. übernommen. Das Gen.Kdo LVI.Pz.K. rückt zur 2.Armee ab. Beim LV.A.K.
wird in der kommenden Nacht das Div.Kdo. 134.I.D. den bisherigen Abschnitt der 5.Pz.Div. übernehmen. Erste Teile der 5.Pz.Div. befinden sich bereits auf dem Marsch zur 2.Armee.
22.3.1944
KTB 9.Armee.
Die Feindbewegungen vor der 383.I.D. waren während der Nacht weiter zu beobachten. Da es in der gegenwärtigen Lage entscheidend darauf ankommt, einen möglichst genauen Überblick über die Feindlage
zu behalten, werden die Gen.Kdos. nochmals auf die Notwendigkeit vermehrter Erdaufklärung hingewiesen (s.Anl.IV 1).
Im übrigen ist auch die feindliche Luftaufklärung heute sehr rege. Die derzeitigen eigenen Kräfteverschiebungen dürften ihr leider nicht verborgen geblieben sein und sich wohl auch nicht restlos
verbergen lassen, da aus Zeitgründen nicht ausschließlich bei Nacht marschiert werden kann. Um den Gegner aber wenigstens darüber im unklaren zu lassen, aus welchen Frontabschnitten Kräfte abgezogen
werden bezw. wo Ablösungen erfolgen, befiehlt das AOK, daß die frontnahen Marschbewegungen der 134.I.D. und 5.Pz.Div. in Zukunft nur bei Nacht durchgeführt werden sollen (s.Anl.IV 2).
An Kampfhandlungen bringt der Tag lediglich einige örtliche Vorstöße beim XX.A.K., das seit heute 12.00 Uhr dem AOK untersteht. Über die noch im Gange befindlichen Ablösungen und Umgruppierungen
siehe Ziff. 3 der Tagesmeldung (Anl. II und III).
23.3.1944
KTB 9.Armee.
An der geaasten Armeefront verläuft der Tag wieder ruhig; infolge starken Schneetreibens ist auch keine Feindbeobachtung möglich. Gefangenenvernehmungen haben jedoch ergeben, daß der Gegner durch
Sondereinsatz von Aufklärungskompanien, Versprechen von Urlaub und Orden sowie durch Strafandrohungen für den Fall des Mißerfolges mit allen Mitteln bestrebt ist, Gefangene zu machen, um die
Besetzung der deutschen Front aufzuklären. Man wird deshalb in nächster Zeit mit zunehmender Späh- und Stoßtrupptätigkeit rechnen müssen.
Im rückwärtigen Gebiet haben in den letzten Tagen mehrfach Bandenüberfälle auf Ortsunterkünfte stattgefunden (s.d. Morgenmeldung vom 24.4.44, Anl. II), insbesondere in der Nähe der Rollbahn
Bobruisk - Mogilew, wo sich die im Oktober 1943 durch das Unternehmen Buntrock nach Nordwesten abgedrängten Banden inzwischen wieder näher an die Straße herangeschoben haben (s. dazu Anl. VII 1
und IV 6). Dem Gen.Kdo. LV. A.K. wird deshalb die Durchführung eines Bandenunternehmens zum Freikämpfen des Waldgebiets nordostw. Bobruisk zwischen Olssa und Rollbahn befohlen, wozu ihm die im
Auffrischungsraum um Bobruisk liegenden Teile der 4.Pz.Div. vorübergehend unterstellt werden. Das Div.-Kdo. 4.Pz.Div. ist als Führungsstab für das Unternehmen vorgesehen (s. Anl. IV 1).
Im Rahmen einer Lagebeurteilung, die heute der Heeresgruppe vorgelegt wird, trägt das AOK noch einmal seine Bedenken hinsichtlich der vorgesehenen Abgabe von Pionier- und Baukräften aus dem Bereich
des neuübernommenen XX. A.K. vor. Unter Wiederholung des Hinweises, daß der Feind mit seinen vor der Armeefront verfügbaren Kräften jederzeit zu raschen Schwerpunktbildungen in der Lage sei, wird
erneut die Notwendigkeit eines ausreichenden taktischen Wegenetzes betont, und zwar ganz besonders im Sumpfgebiet des XX. A K., um die geringen vorhandenen Reserven schnellstens heranbringen bezw.
verschieben zu können (s. im Einzelnen Anl. V 2). Diese Frage ist auch noch einmal Gegenstand einer Aussprache zwischen dem Feldmarschall und dem Oberbefehlshaber, wobei der Feldmerschall die
nochmalige Überprüfung der vorgesehenen Abgaben zusagt (OB/FM, 20.00 Uhr).
Im gleichen Gespräch teilt der Feldmarschall mit, daß angesichts der weiterhin sehr gespannten Lage an der Front südostw. Brest-Litowsk nun doch noch die Abgabe auch der 4.PZ.Div. gefordert werden
müsse. Die Division soll als Heeresgruppenreserve in den Kaum Kobryn verlegt werden (s.Anl. V 3 a und b). Zur Durchführung dieses Befehls erhält das XXXV. A.K. die Weisung, die zur kurzfristigen
Ablösung auffrischungsbedürftiger Einheiten in seiner Front eingesetzten Teile des Pz.Gr.Rgt.33 bis zum 25.3. früh zurückzuziehen und unverzüglich dem Div.Kdo. 4.Pz.Div. wieder zu unterstellen.
(s.Anl. IV 3).
Infolge der befohlenen Abgabe der Division muß die Beteiligung ihres Div.Kdos. und der im Raum Bobruisk liegenden Teile an dem Bandenunternehmen des LV. A.K. entfallen (s.Anl. IV 2).
Um die Durchführung des Unternehmens dennoch zu ermöglichen, unterstellt das AOK dem Gen.Kdo. LV. A.K. das Sturm-Rgt. der AWS, verstärkt durch die Lehrbatterie der AWS und eine landeseigene Kompanie
des Abwehrtrupps 107 (Gruppe Widder) (s.Anl. IV 4).
24.3.1944
KTB 9.Armee.
Außer zwei erfolglosen Feindvorstößen beim XX. A.K. und XXXXI.Pz.K. (s.Anl. I und III) verzeichnet die Front keine nennenswerten Kanpfhandlungen. Das Tauwetter hat die Wege und Straßen jetzt derart
grundlos werden lassen, daß nur noch Kettenoder Bespannfahrzeuge mit Mühe den erforderlichen Versorgungsverkehr aufrechterhalten können (s. dazu Anl. V 1). Darunter leidet naturgemäß auch die
Kampftätigkeit. Die russische Frühjahrsschlammzeit, die die deutschen Truppen nunmehr zum dritten Mal erleben, hat allerdings in diesem Jahr insofern eine Überraschung mit sich gebracht, als die
große sowjetische Offensive im Süden der Ostfront vom Gegner gleichzeitig mit dem Einsetzen der Schlamnperiode und trotz größter Wegeschwierigkeiten begonnen und fortgesetzt wurde. Dies verpflichtet
auch die in einem z.Zt. ruhigen Frontabschnitt liegende 9.Armee zu größter Wachsamkeit in der Verfolgung der Veränderungen im Feindbild. Die schweren Kämpfe bei der Heeresgruppe A und Süd werden im
kommenden Monat insofern eine mittelbare Auswirkung auf die 9.Armee haben, als infolge der fast völligen Preisgabe sämtlicher Waffen und Geräte der im Raum Tscherkassy eingeschlossen gewesenen Gruppe
Stemmermann im April keinerlei Waffenzuweisungen zu erwarten sind. Das AOK weist deshalb die Kommandierenden Generale und Divisionskommandeure auf die Notwendigkeit erhöhter Waffenpflege in der
kommenden Zeit hin (Anl. VII 2).
25.3.1944
KTB 9.Armee.
Der Abmarsch der 4.Pz.Div. zur 2.Armee, der in der Nacht begonnen hat, erfährt schon in den Vormittagstanden eine Unterbrechung. Angesichts der Tatsache, daß der Feind heute mit starken Kräften
gegen den Südflügel der 4.Armee zum Angriff angetreten ist (s.Anl. V 1), befiehlt die Heeresgruppe, das verst. Pz.Gren.Rgt.33 vorläufig bei Bobruisk anzuhalten und so bereitzustellen, daß seine
sofortige Verschiebung nach Norden erfolgen kann, sofern ein Einsatz dort notwendiger sein sollte als bei der 2.Armee (la H.Gr./Chef, 11,35 Uhr; weitergegeben an 4.Pz.Div.: Ia/ Ia 4.Pz.Div.,
11.50 Uhr). Gleichzeitig ist von der Heeresgruppe die vorsorgliche Verschiebung der beim LV.A.K. eingesetzten Stu.Gesch.Brig.600 an den Nordflügel des Korps angeordnet worden; auf Vorstellungen des
AOK jedoch, das darauf hinweist, daß bei den derzeitigen Geländeverhältnissen durch die Verschiebung der Brigade auf die Rollbahn Bobruisk - 1 ogilew (frontnahe Verschiebung ist z.Zt. nicht
durchführbar) ein gegebenenfalls notwendig werden-der Einsatz beim LV.A.K. nur mit erheblicher Verspätung möglich sein würde, erklärt sich das Obkdo. der H.Gr. damit einverstanden, daß die Brigade
vorläufig nur bis an die Rollbahn Rogatschew -Bobruisk herangezogen wird (Chef/Ia H.Gr., 12.30 Uhr; Ia/Chef LV; 12.55 Uhr; s.Anl. IV 2), zumal es nicht ausgeschlossen erscheint, daß auf ihren
Einsatz beim AOK 4 vielleicht überhaupt verzichtet werden kann. Der feindliche Angriff hat dort bisher hoch zu keinen Einbruch geführt, und das AOK 4 hofft auch, ihn mit den vorhandenen Kräften
abwehren zu können.
Die 4.Armee hat sogar mitgeteilt, daß sie sich, trotz des Feindangriffs an der Front, dem Antrag der 9.Armee entsprechend an der Bandenunternehmen des LV. A.K. (Decknamen "Winnetou";s. Anl. IV 4)
zu beteiligen gedenke (Ia 4/Ia, 10.45 Uhr). Der Kdr. der 286.Sich.Div. wird morgen zu einer Besprechung hierzu beim AOK erwartet.
Der Ia hat heute seinen Erholungsurlaub angetreten. Seine Vertretung wird von dem 4.Gen.St.Offz. der Armee, Major i.G. Graf, wahrgenommen.
26.3.1944
KTB 9.Armee.
Der Abmarsch der 4.Pz.Div. wird nun doch planmäßig fortgesetzt. Im Hinblick darauf, daß der feindliche Angriff auf den Südflügel der 4.Armee sowohl gestern als auch heute hat abgewiesen werden
können (s.Anl. V 1 v. 25.3. und Anl. V 4 v. 26.3.44), befiehlt die Heeresgruppe den Weitermarsch des Pz.Gr.Rgt.33 zur 2. Armee (Ia op HGr./Ia, 16.05 Uhr; Ia/Adj. Pz.Gr.Rgt. 33, 16.10 Uhr).
Das erste der seinerzeit angekündigten Regimenter der 390.F.A.Div. F.A.Rgt.566, soll, wie die Heeresgruppe mitteilt, am 1.4.44 im Armeebereich eintreffen. Es wird der 129.I.D. zugeführt
und dort in G.R. 430 umbenannt werden. Da das Rgt. bisher noch nicht in der Front gestanden hat, befiehlt das AOK, es zunächst in einer rückwärtigen Stellung einzusetzen und dort 4 Wochen lang für
den Einsatz in vorderer Linie zu schulen (s.Anl. IV c).
Im Zuge der Vorbereitungen für das Bandenunternehmen "Winnetou" hat heute eine vorbereitende Besprechung beim Gen. Kdo.LV. A.K. stattgefunden, bei der der Kommandeur der 286.Sich.Div. mitgeteilt hat,
daß die Armee sich voraussichtlich mit 4 Sich.Btln. an dem Unternehmen beteiligen werde.
27.3.1944
KTB 9.Armee.
Der starke Feinddruck am rechten Flügel der 2.Armee, die Inanspruchnahme der 4.Armee durch die Abwehrkämpfe an ihrem Südflügel, und im Gegensatz dazu die nun schon geraume Zeit andauernde Kampfruhe
bei der 9. Armee sind der Anlaß zu dem heute eintreffenden Befehl er Heeresgruppe zur Abgabe einer weiteren Division (Ia H.Gr./Ia 21.30 Uhr). Der Befehl kommt nicht überraschend. Zunächst ist -
von Seiten der Heeresgruppe - an die 35.I.D. gedacht, auf Vorschlag des AOK jedoch, das lieber die 253.I.D. zur Verfügung stellen würde, geht der endgültige Befehl dahin, daß die 253.I.D. ab 28.3.
abends aus der Front heraus gezogen werden und vorerst als Heeresgruppenreserve im Raum um Bobruisk versammelt werden soll (s.Anl. V 1). Die Herauslösung der Division wird erhebliche Umgruppierungen
beim XXXXI.Pz.K. notwendig machen.
Die Fortdauer der Abwehrkämpfe bei der 4.Armee hat ferner zur Folge, daß das AOK 4 sich heute außerstande erklärt, die in Aussicht gestellten Bataillone für das Unternehmen "Winnetou" zur Verfügung
zu stellen. Diese Absage in letzter Stunde vermindert die Erfolgsaussichten der Aktion erheblich, da jetzt die Kräfte nicht mehr zureichen, um die an sich beabsichtigte Einkesselung der Banden
durchzuführen. Deshalb sieht die neue Planung des LV.A.K., die heute Gegenstand einer Besprechung beim Armeechef ist, anstelle des ursprünglich vorgesehenen konzentrischen, mit der Masse der Kräfte
von Nordwesten und Nordosten geführten Angriffs nur einen nordwestlich ausholenden Stoß des Sturmregiments der AWS von der Rollbahn auf Gorodez vor, unterstützt durch einen gleichzeitigen Angriff
einer anderen Kampfgruppe von Süden her, während die weiter westlich stehenden Kräfte (zum Teil Alarmeinheiten) zunächst verhalten sollen. Wenn auch die Wahrscheinlichkeit, daß die Banden nach Norden
in die Wälder ausweichen werden, ehe es gelingt, sie zu fassen, infolge des Fehlens der Nordabriegelung leider sehr groß ist, so hofft das Gen.Kdo. dennoch durch schnelles Zupacken sich wenigstens
ihrer schweren Waffen-ihres Viehs und ihrer Vorräte bemächtigen zu können, um ihnen damit ihre Existenz- und Tätigkeitsgrundlage zu entziehen, daneben aber auch bei sich bietender günstiger
Gelegenheit einzelne Bandengruppen zu stellen und zu vernichten. Der Beginn des Unternehmens, ursprünglich für den 29.5. vorgesehen, ist auf den 30.3. verschoben worden.
Die Front meldet auch heute wieder keine besonderen Kampfhandlungen. Die feindliche Aufklärungstätigkeit hat leider in den letzten Tagen mehrfach Erfolg gehabt: wiederholt ist es gegnerischen
Stoßtrupps gelungen, begünstigt durch die dünne Besetzung der eigenen vorderen Linie, Grabenposten bei Nacht zu überfallen und in einigen Fällen auch Gefangene zu machen (s.z.B.Anl. III v. 26.3.44).
Um derartige Vorkommnisse, durch die der Feind wertvollste Einblicke in die eigene Gliederung gewinnen kann, in Zukunft zu verhindern, wird heute vom AOK angeordnet, daß Grabenposten bei Nacht
stützpunktartig um die MG=Stellungen aufgebaut und Grabenstreifen nicht unter drei Mann stark sein sollen. Die Aufstellung von Einzelposten bei Nacht wird verboten (s. Anl. IV 2).
28.3.1944
KTB 9.Armee.
Die befohlene Herauslösung der 253.I.D. (s. Anl. IV 1), die heute abend beginnen wird, stellt das Gen.Kdo. XXXXI.Pz.K. vor nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Die Übernahme des Divisionsabschnitts
muß durch Streckung der übrigen Divisionen nach Norden erfolgen, was sich nur durch umfangreiche und zeitraubende Einzelverschiebungen ermöglichen läßt. Nach dem heute der Heeresgruppe vorgelegten
Ablösungsplan wird die Herauslösung der Masse der Division am 6.April beendet sein; ihre letzten Teile werden allerdings erst dann aus der Front gezogen werden können, wenn das der 129.I.D.
zugedachte Feld-Ausb.-Rgt. dort eingetroffen und einsatzbereit ist (s. Anl. V 1). Eine weitere, z.Zt. noch offene Frage ist der Ausgleich der durch die Abgabe der 253.I.D. entstehenden
artilleristischen Schwächung der Front südlich der Beresina, zumal die ursprüngliche Absicht, diesen Ausgleich durch Verschiebung des Werf.Rgt. 59 vom XXXV.A.K. zum XXXXI.Pz.K. herzustellen
(Harko in der Chefbesprechung, 18.00 Uhr), dadurch vereitelt wird, daß kurz darauf die Heeresgruppe ihrerseits die sofortige Inmarschsetzung dieses Werf.Rgt. zur 4.Armee befiehlt
(Ia op. H.Gr./Ia, 19,15 Uhr; s. Anl. V 2, IV 2, VII 1). Überhaupt scheinen der Armee noch weitere, empfindliche Abgaben bevorzustehen; auf die Ankündigung, daß die letzte noch beim XX.A.K
befindliche Div.Gruppe der K.Abt. E nunmehr ebenfalls zur 2.Armee treten müsse, erklärt der Oberbefehlshaber allerdings, daß dies vor Eintreffen des Feld-Ausbildungsregiments nicht tragbar sei
(OB/Chef H.Gr., 10.35 Uhr).
Unter diesen Umständen wird z.Zt. vom AOK eine Anregung des Gen. Kdo. XXXXI.Pz.K. erwögen, die dahin geht, ob man nicht angesichts der dort wohl in nächster Zeit weiter zu erwartenden Abgaben an
Kampfverbänden die dadurch entstehende Schwächung der Abwehr durch Heranziehung von Sicherungseinheiten zur Besetzung von nicht=angriffsbedrohten Sumpf-HKL-Abschnitten überbrücken können.
Das AOK denkt dabei, da eigentlich Sich.Kräfte kaum zur Verfügung stehen dürften, an den Einsatz eines Rgts. der 707.I.D., das gegebenenfalls mit. Eintreffen des für die 45.I.D. bestimmten
Feld=Ausb.=Rgt. beim XXXV.A.K. freigemacht werden könnte, im Sumpfgebiet südlich der Beresina. In diesem Zusammenhang taucht wieder einmal die Frage des weiteren Schicksals der 707.I.D. überhaupt
auf. Diese Division, deren Kampfkraft infolge ihrer beschränkten Ausstattung (nur eine Art.Abt., eine Pz.-Jäg.Kp., eine Pi-Kp. usw.) lediglich der Kampfkraft einer Sicherungs-Division gleichkommt,
hat infolge des allgemeinen Kräftemangels immer wieder seit der Pantherbewegung ununterbrochen, trotz ihres nicht vollen Kampfwertes in der Front eingesetzt werden müssen. Um diesen Zustand ein
Ende zu machen, hat das AOK schon vor längerer Zeit den Antrag gestellt, die Division entweder auf volle Kampfstärke aufzufüllen oder sie aufzulösen. Beides ist vom OKH abgelehnt worden, so daß
das AOK nunmehr plant, die praktisch bereits bestehende Aufteilung der Division, deren Gren.Rgter. schon seit längerer Zeit in getrennten Abschnitten unter fremden Div.Kdos. eingesetzt sind,
nunmehr auf dem Kommendierungswege endgültig zu machen, um dadurch ihre z.Zt. nicht voll ausgelasteten Versorgungstruppen, denen inzwischen teilweise sogar fachfremde Aufgaben zugewiesen worden
sind, im Rahmen anderer Einheiten wieder einer fachgerechten Verwendung zuzuführen. Ein Befehl zur Ausführung dieses Plans ist allerdings noch nicht ergangen, desgleichen ist eine Entscheidung
über die weitere Verwendung des Div.Kdos.707.I.D., das seit der Räumung Rogatschews nicht mehr für taktische Führungsaufgaben eingesetzt ist, noch nicht gefallen.
29.3.1944
KTB 9.Armee.
Mit dem von AOK gestern gemeldeten Zeitplan für die Herauslösung der 253.I.D. ist die Heeresgruppe nicht einverstanden; sie fordert vielmehr - unter Hinweis auf die Dringlichkeit des Einsatzes
der Division am Südflügel der 2.Armee - die beschleunigte Herauslösung der gesamten Division schon bis zum 2.April (Chef/Ia XXXZI. 13.00 Uhr). Diese Forderung bedingt nicht nur zahlreiche
Änderungen in der vorgesehenen Ablösungsfolge, sondert nötigt darüber hinaus zur Inkaufnahme erheblicher Nachteile hinsichtlich der Abwehrfähigkeit des Nordabschnittes des XXXXI.Pz.K. während
der Ablösungszeit; es läßt sich unter diesen Umständen weder umgehen daß die ablösenden Infanterie- und Artillerieeinheiten gleichzeitig in die neuen, ihnen noch unbekannten Stellungen einrücken,
noch wird sich bei einem derart gesteigerten Ablösungstempo eine wirklich gründliche Erkundung und Einweisung durchführen lassen. Bei der Notwendigkeit, die Ablösungseinheiten fast durchweg im
mot-Marsch heranzubringen, ist ferner ein verspätetes Eintreffen ihrer bespannten schweren Waffen unvermeidlich, und endlich werden nunmehr auch Truppenverschiebungen bei Tage erfolgen müssen,
was die Tarnung der Gesamtbewegung naturgemäß erheblich beeinträchtigt. Erschwerend kommt hinzu, daß diese Nachteile vorwiegend in Abschnitten entstehen. werden, die immer noch enen gewissen
Schwerpunktcharakter tragen; das Gen.Kdo. XXXXI.Pz.K., das aus all diesen Gründen dem Ablauf der Bewegungen nicht ohne Sorge entgegensieht, wird sich allerdings bemühen, durch Bereithalten bzw.
kurzfristigen Einsatz von Pi-Einheiten die dabei entstehenden Gefahrenmomente weitmöglichst auszuschalten (s.Anl. IV 1 , ferner s Anl. VI). Kurz vor Mitternacht tritt noch eine Änderung
hinsichtlich des Marschziels der Division ein: die Heeresgruppe befiehlt in Hinblick darauf, daß die Abwehrschlacht bei der 4.Armee an Heftigkeit wieder erheblich zugenommen hat, die sofortige
Inmarschsetzung des ersten herausgelösten Btl. der Division in den Raum nördlich Bychoff (AOK 4) und kündigt gleichzeitig an, daß mit der Möglichkeit eines Befehls zur Verschiebung weiterer
Teile der Division zur 4. statt 2.Armee gerechnet werden müsse (s. Anl. V 4 und Anl. IV 1).
Die Vorbereitungen für das Bandenunternehmen "Winnetou" enden heute abend mit dem Einrücken der letzten Teile in die Bereitstellungsräume. Das Gen.Kdo LV.A.K. wird das Unternehmen von einem
vorgeschobenen Gefechtsstand aus leiten, zu dem sich auch der AO der Armee begeben hat. In den Abendstunden schaltet sich der Armeechef noch einmal in die Planung des Unternehmens ein, mit dem
Hinweis, die fehlende Nordabriegelung doch noch durch eine weitere, aus Teilen der 20.Pz.Div. zu bildende Kampfgruppe, die etwa in Höhe der Rollbahnstraße Klitschew - Tschetschewitschi von Osten
her in das Bandengebiet vorstoßen soll, soweit möglich zu ersetzen (Chef/Chef LV. 20.05).
Das Gen.Kdo. ordnet daraufhin die Zusammenstellung und Inmarschsetzung dieser Kampfgruppe noch während der Nacht an.
Ein nicht leicht zu lösendes Problem, mit dem das AOK z.Zt. befaßt ist, stellt die vom Reich erhobene Forderung auf Abstellung von 25 000 einheimischen Arbeitskräften zum Einsatz in Deutschland dar.
Zahlreiche Schwierigkeiten stehen ihrer Erfüllung entgegen. Die Armee kann einerseits ihre eigenen,aus Einheimischen aufgestellten Zivil-Arbeitsabteilungen (Zada) nicht entbehren (sie werden für
die zahlreichen Stellungs. und Straßenbauarbeiten dringend benötigt), andererseits steht die vom OKH gegebene Weisung, ohne Rücksicht auf die Möglichkeit einer gegebenfalls vom Feind erzwungenen
Verlegung der Front nach Westen im Laufe des Jahres die Feldbestellung im gesamten Armeegebiet durchzuführen, angesichts der dafür benötigten landwirtschaftlichen Arbeitskräfte in einem gewissen
Widerstreit mit der Forderung auf Abstellung so zahlreicher Landeeeinwohner für den Reichseinsatz (vgl. Anl. VIII 1). Ob sich daher all diese Forderungen gleichermaßen werden erfüllen lassen,
erscheint noch fraglich; zur Gewinnung eines zahlenmässigen Überblicks über die Einsatz= und Verwendungsfähigkeit der Bevölkerung soll deshalb jedenfalls zunächst einmal eine genaue
Einwohnerzählung in allen Gemeinden vorgenommen werden.
30.3.1933
KTB 9.Armee.
Das derzeitige Feindbild, das schon gestern durch die Feststellung einer bislang vor der Front der 9. Armee in Reserve angenommenen feindlichen Schtz.Div. beim AOK 4 eine gewisse Änderung gezeigt
hatte, erfährt heute dadurch, daß zwei bisher vor dem XXXV. A.K. in Front eingesetzte feindl. Schtz.Divn. ebenfalls am Südflügel der 4.Arme aufgetreten sind, eine weitere, nicht unerhebliche
Änderung, wenn man auch auf Grund dessen noch keineswegs von einer Auflösung des gegnerischen Schwerpunkts zwischen Beresina und Dnjepr, sondern höchstens von einer allmählichen Auflockerung
sprechen darf (Ic/Chef , 10.25 Uhr). Man wird die weitere Entwicklung der Feindlage gerade beim XXXV. A.K. mit besonderer Sorgfalt zu verfolgen haben, wie ja überhaupt eine der wesentlichsten
Aufgaben der Führung in dieser Zeit darin besteht, "die Hand unablässig am Puls des Feindes zu halten." Die geringen örtlichen Kampfhandlungen, die in diesen Tagen immer wieder hier und da an der
Armeefront stattfinden, sind ohnehin nichts anderes als ein vorsichtiges gegenseitiges Abtasten; der Feind sucht schwache Stellen in der deutschen Front festzustellen, und auch die eigene Aufklärung
ist eifrig bemüht, über das Kräftebild auf dem laufenden zu bleiben.
In der Frage der Abgabe der letzten Div.-Gruppe der Korps-Abt. E zum AOK 2, die bereits vor einigen Tagen einmal angeschnitten worden ist und zu der von Seiten des AOK dahingehend Stellung genommen
wurde, daß sie nicht gut vor Eintreffen des ersten der drei Feldausbildangsregimenter erfolgen könne, hat die Heeresgruppe nunmehr doch im Hinblick auf die starke Kampfbelastung der 2.Armee die
Inmarschsetzung einer Rgt.Gruppe der Div.Gruppe zum AOK 2 noch vor Eintreffen des F.A.Rgt. befohlen. Die übrigen Teile sollen folgen, sobald das F.A.Rgt., dessen erster Transport am 1.4. aus Minsk
abfahren wird, eingetroffen ist (s.Anl. V 3 und IV 1).
Noch eine weitere Abgabe wird der Armee befohlen: die H.Pz.Jg.Abt. 561 muß zur Heeresgruppe Süd abgegeben werden (Chef H.Gr./Chef, 16.15 Uhr, s.Anl. V 2 und IV 2). Es ist dies der erste direkte
Beitrag, den die Armee für den seit nun schon fast vier Wochen in pausenlosem schweren Ringen stehenden Südabschnitt der Ostfront zu leisten hat.
Die Abgabe der 253.I.D. die heute beginnt, hat im Zusammenhang mit der allgemeinen Frage der Bewirtschaft der zivilen Arbeitskräfte die besondere Frage über den Verbleib der Divisions-Zada bei
Ausscheiden einer Division aus dem Armeebereich aufgeworfen. Die Einrichtung der Zada geht auf einen Befehl des AOK zurück, sie besteht bei anderen Armeen nicht oder jedenfalls nicht in gleichem
Umfang. as AOK steht deshalb auf dem Standpunkt, das beim Ausscheiden einer Division aus dem Armeebereich die ihr zugehörigen (durchschnittlich etwa 1000) Zivilarbeitskräfte nicht mitzugehen,
sondern zurückzubleiben hätten (Chef/ Chef.H.Gr., 16.15 Uhr).. Die Frage bedarf jetzt, bei der Abgabe der 253.I.D., einer erstmaligen Klärung.
Das Bandenunternehmen "Winnetou" ist in den ersten Morgenstunden planmäßig angelaufen. Leider scheint es, als ob der erhoffte Erfolg ausbleiben sollte: der Ort Gorodez, der gegen Mittag erreicht
wird, erweist sich als völlig geräumt. Zu nennenswerter Feindberührung ist es nirgends gekommen, auch nicht bei der zusätzlich angesetzten Nordgruppe. Leider gibt infolge des unsichtigen Wetters
die Luftaufklärung nur Teileinblicke, so daß auch auf diese Weise der Verbleib der Gorodezer Banditen nicht ermittelt werden kann. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß sie nach Norden ausgewichen
sind, sich also bereits im Bereich der 4.Armee befinden; da sich jedoch nach den wenigen vorliegenden Fliegermeldungen noch einzelne Gruppen in den Waldgebieten westlich Gorodez aufhalten sollen,
hat das Gen.Kdo. LV. A.K. für morgen die Säuberung dieser Wälder (beiderseits der Ssuscha) befohlen.
31.3.1944
KTB 9.Armee.
Der heute ergehende Befehl der Heeresgruppe, der nunmehr endgültig die Zuführung der 253.I.D. zur 2. Armee anordnet (s.Anl. V 1), hat seinen Grund in dem inzwischen eingetretenen Abflauen der
Kämpfe beim AOK 4 (das bereits dorthin in Marsch gesetzte Gren.Btl. der Division wird später ebenfalls der 2.Armee zugeführt werden) (s.Anl. IV 1 . Die Frage der Mitnahme der Divisions-Zada wird
von der Heeresgruppe dahingehend entschieden, daß bei Verlegung von Truppenteilen aus dem Armeebereich die Zada grundsätzlich bei der Armee verbleiben.
Angesichts der weiterhin sehr schweren Kämpfe am rechten Flügel der 2. Armee, wo die Besatzung des Festen Platzes Kowel noch immer auf Entsatz harrt, ist der 9.Armee heute die Abgabe der
le.Art.Abt.849 beföhlen worden (s. dazu Anlage VII 1).
Zum Unternehmen "Winnetou" meldet das Gen.Kdo. LV.A.K., daß es auch heute nicht gelungen sei, die Brigade "Kirow" oder wenigstens Teile davon zu fassen. Nach Gefangenenaussagen ist die Bande,
rechtzeitig durch ihre Kundschafter gewarnt, unter Mitnahme aller Vorräte und Waffen geschlossen aus Gorodez nach Norden abgerückt, wenige Stunden, bevor die eigenen Truppen den Ort besetzten.
Die Zivilbevölkerung ist in die Wälder ausgewichen. Einzelne Gruppen davon sind gestellt worden; sie werden Auffanglagern zugeführt, in denen die Arbeitsfähigen ausgesondert werden. Für morgen
hat das Gen.Kdo. nochmalige Durchkämmung der Wälder um Gorodez angeordnet. Damit dürfte das Unternehmen sein Ende finden. Schon jetzt kann festgestellt werden, daß der Grund des Mißerfolges des
Unternehmens in der fehlenden Nordabriegelung des Bandengebiets durch die 4. Armee gesucht werden muß; denn wäre die ursprünglich geplante Kesselbildung durchgeführt worden, so hätte die Bande
"Kirow", deren angenommene Stärke von 1000 Mann durch Gefangenenaussagen bestätigt worden ist, zweifellos gestellt und mindestens zum erheblichen Teil zerschlagen werden können. Da jedoch die
Kräfte, die von der 9. Armee für das Unternehmen zur Verfügung gestellt werden konnten, zu gering waren, den Kessel allein zu bilden, hat man jetzt lediglich eine Abdrängung der Banditen nach
Norden erzielt. Der Raum um Gorodez ist damit zwar im Augenblick als bandenfrei anzusprechen, die Möglichkeit eines Zurückfließens der Bande besteht jedoch weiter, wenn auch versucht worden ist,
durch Zerstörung aller im Waldgebiet liegenden Dörfer die Rückwanderung möglichst zu erschweren.
Für die ersten Tage des kommenden Monats plant das AOK weiteres Bandenunterrnehmen mit dem Ziel der Vernichtung von Banden in Raum um Albinsk (etwa 50 km südsüdwestl. Glusk), dessen Anlage und
Leitung dem XXXXI.Pz.K. übertragen wurde (Unternehmen "Auerhahn"). Außer den vom XXXXI.Pz.K. und XX.A.K. dazu bereitzustellenden Truppen werden auch Teile der am Unternehmen "Winnetou" beteiligten
Kräfte daran teilnehmen (s. im einzelnen Anl. IV 2).
 
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