Kriegstagebuch April 1945 | |
1.4.1945 | |
2.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Am Abend des 2.4.45 kam dann der Befehl für unsere Verlegung an den Jagetabschnitt. Dem Feind war es gelungen, über Heidelberg einerseits entlang der Mosel und ndererseits entlang des Mains ins innere von Süddeutschland einzudringen. Dadurch war unser Ausharren hier am Rande der Rheintiefebene entlang der Bergstrasse ziemlich zweiflhaft, ja nahezu sinnlos geworden, da der Amerikaner uns allmählich in den Rücken fallen konnte. |
3.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: In einem schnellen Nachtmarsch über Eppingen - Bonfeld erreichten wir wir schliesslich im Morgengrauen des 3.4. Bad Wimpfen am Nekar, wo ir die Nachricht erhalten, dass der Feind bereits bei Gundelsheim am Nekar stünde. In Neuenstadt am Kocher war der neue Gefchtsstand befohlen, den wir auch sogleich aufuschten um noch vor dem Tätigwerden der Jabos an Ort und Stelle zu sein. Bei meinem Eintreffen dort, war schon ein neuer Befehl da. Vorerst sollten wir nach Eberstadt südlich Neuenstadt und dort Befehl abwarten. Hier haben wir uns dann schliesslich provisorisch bis zm Abend niedergelassen. Am Abend des 3.4. kam dann der Befehl für uns, in unserem neuen Abschnitt ostwärts Heilbronn einzurücken. Als Divisionsgefechtsstand war das ostwärts am Rande der Nekarhöhle, nicht weit von der Stadt entfernte "Gasthaus Jägerhaus" vorgesehen. Hier haben wir nun ein oder 2 Tage gesessen und so mit es von uns aus möglich war, Heilbronn verteidigt. Unsere Trosse und Schreibstuben waren in Untergruppenbach untergekommen, das ziemlich viel Platz hatte, da ein Teil der Bevölkerung geflüchtet war, darunter auch der Ortgruppenleiter. Für mich hatte das den Vorteil, dass ich in dessen Haus Möglichkeit hatte, mich zu restaurieren, zu Baden und zu waschen. |
4.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Die nächsten tage brachten wieder einen ziemlich umfangreichen Einatz meiner Fernsprechtrupps. Es wurde zu allen möglichen Stellen Leitungen gebaut, ddie oftmals grössere Schwierigkeiten boten bei der Entstörung, da sie am freien Hang der Stadt hinab verliefen und von Feind eingesehen waren. Auch innerhalb der Stadt Heilbronn hatte ich Leitungen liegen, die auch vielen Sörungen vor allem durch Beschuss unterlagen. Unser Aufenthalt im Gasthaus Jägerhof wurde durch den dort vorhandenen Wein etwas verschönert - ansonsten gab es dort keine Möglichkeit zu schlafen - ausser auf einem Wirtshaustisch. Nebenbei möchte ich erwähnen, dass wir in der Stadt Heilbronn noch allerhand Beute machen konnten an jedem Mann Stoff für eine Hose ausgegeben werden. Es gab für jeden ein Paar neue Schuhe aus Truppenbeständen (ital.Machart). Einer meiner findigen Truppführer entdeckte sogar einige Säcke mit Bohnenkaffe, die dann auf alle aufgeteilt wurden. Der Kampf um die Stadt Heilbronn war eigentluch der letzte richtige Einsatz unserer Division - Es kamen auch hier die letzten richtigen Kampfhandlungen vor - später waren es nur noch kleine Geplänkel. Hier waren unserer Division, 2 Werferbrigaden unterstellt, die vor allem wirksame Feuerüberfälle auf die mehrmals über den Nekar übergesetzten Amerikaner durchführten. |
5.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Am 2.Tag unseres Aufenthalts im Jägerhaus kam dann der Div.Befehl, dass wir unsere Gefechtsstände in Feldstellungen verlegen sollten, die sich in der Gegend nördlich Donnbronn auf einem Übungsgelände der Heilbronner-Ersatztruppenteile befnden und von diesen Truppenteilen auch vor längerer Zeit gebaut worden waren. Da war nun eine grössere Anzahl Erdbunker, die uns alle Unterschlupf und Schlafgelegenheit dienten. Bei Tage lagen wir viel draussen und schauten uns die Bomberschwarme an, die hoch über uns in ununterbrochenen Ketten un in Richtung München überflogen. Bisweilen erfolgte auch ein Feuerüberfall in den Wäldern ostwärts Heilbronn, wobei auch ein Fahrzeug meiner Kompanie vernichtet wurde. Wir hatten aber bald Ersatz geschaffen, in Form eines erbeuteten neuen Feuerwehrwagens der Fa.NSU. Die nicht notwendigen Aufbauten wurden ainfach abmontiert und fertig war dr Bauwagen. Mehrmals fuhr ich nach Untergruppenbach um mich einer körperlichen Reinigung zu unterziehen, da ich in den Bunkern auf der Höhe Kleiderläuse - übrigens die ersten während des ganzen Krieges gefangen hatte. |
6.4.1945 | |
7.4.1945 | |
8.4.1945 | |
9.4.1945 | |
10.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Etwa m 10.4. wurden unsere Schreibtuben von Untergruppenbach nach dem etwas weiter ostwärtig liegenden Löwenstein verlegt. |
11.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Am 11.4. war e dann soweit, dass unsere Division, als eine der wnigen noch einigermassen intakten Divisionen als Feuerwehr aus dem Heilbronner Abschnitt herausgezogen wurde, um den in Crailsheim eingedrungenen Feind wieder herauszuwerfen. Nachts begann dann die Verlegung nach Osten. Ich selbst führ nachdem ich meine Teile mit Marchziel versehen hatte und alle abgefahren waren über Löwesntein - Mainhardt - Schwäbisch Hall - Vellberg - Rosenberg - Ellwangen - Aulen nach Giengen/Brenz wo zu dieser Zeit meine Frau evakiert war. |
12.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Dort verbrachte ich den folgenden Tag und fuhr am Abend mit minem Wagen über Leidenheim - Aulen - Ellwangen - Jagetzell nach Stimpfbach, wo sich der Divisionsstab gerade befand. Dort traf ich abends den Abteilungsstab in einem netten Forsthaus mossttrinkender Weise friedlich versammelt an. Der Amerikaner war inzwischen ohne unser Dazutun wieder aus Crailsheim nach Norden abgezogen nachdem ihm einige Werferbrigaden die Hölle heiss gemacht hatten. Für uns war also vorerst nicht viel zu tun. Die Nacht verbrachte ich in einem Qurtier. Die Zimmer waren voll mit Heiligenbildern und Statuen. |
13.4.1945 | |
14.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: In der Nacht zum 15.4. kam der Befehl zum Einsatz unsrer Division am Aischabschnitt, wohin sich die Panzertruppen aus Crailsheim anscheinend verzogen hatten. Der Weg bis chillingsfürst, wao das Korps lag, dem unsere Div. unterstellt war, war schwierig, weil eine Unzahl von Panzersperren geöffnet werden mussten, die schon geschlossen worden waren, als der Amerikaner in Crailsheim einrückte. Wir mussten öfters kräftig mit anfassen, um überhaupt vorwärts zu kommen. Am späten Abend des 14.4. kamen wir in Schillingsfürst an und holten uns beim Korpsnachrichtenführer Befehle. |
15.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Ein kleines Dorf an dem Oberlauf der Altmühl war als Ort unseres nächsten Gefechtsstandes vorgesehen. Den Ort erreichten wir dann schliesslich auch noch im Laufe der Nacht, nachdem wir uns im Walde einmal ziemlich heillos verfahren hatten, was auf fehlende Karten zurückzuführen war. Eine der kümmerlichsten Divisionsvermittlungen war hier eingerichtet worden. Sie befand sich in einem Dachkämmerchen eines halb baufälligen fränkischen Bauernhauses, zwischen altem Gerümpel und alten Klamotten. Die Lage war ziemlich unklar. Wir wusssten nur, dass die Division den Auftrag hatte, den Feind im Abschnitt Steinach - Windsheim - NEustadt/Aisen aufzufangen und den Abschnitt zu verteidigen. Hierzu war der Division das neuaufgestellte Rgt.Alpen 1 (Kdr.Jakobs), das kurz vorher in den Garnisonen des Alpenlandes zusammengestellt worden war, zusätzlich unterstellt worden. Dieses Rgt. bildete in der Hauptsache die infanteristische Kraft der Division - von den anderen Jägerrgt.war nich mehr viel übrig geblieben. Im Laufe der Nacht sowie während des nächsten Tages wurde so eifrig wie immer Fernsprechverbindungen zu den der Division unterstellten Einheiten gebaut. Auch wurde alsbald der Angriff des Feindes auf die Aisch-Höhenstellung erwartet. |
16.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Ich selbst verbrachte den folgenden Tag mit Erkundungsfahrten zu den einzelnen Gefchtsständen, wo ich meine Truppe aufsuchte. Vor allem haben wir uns bei dem neu zu uns gestossenen Gebirgsjägerregiment Alpen 1 nach dessen Nachrichtenmitteln umgesehen, um notfalls helfend einspringen zu können. Am 15.4. verlegten wir den Divisionsgefechtsstand aus Zweckmässigkeitsgründen in einen anderen Ort, oberhalb der Bahnlinie Ansbach - Würzburg. Dies brachte wiederum eine Veränderung unserer Fernsprechverbindungen mit sich. Wichtig war für uns allerdings, dass das Postnetz in dieser Gegend noch in Ordnung war. Dadurch ersparten wir uns vieles. Auch waren unserer Kabelbestände nicht sehr rosig. Wir mussten unbedingt versuchen, irgendwo Kabel zu bekommen. An einem der nächsten Tage entdeckten wir in einem auf der Bahnlinie Ansbach - Gunzenhausen steckengebliebenen Zug eine grosse Menge Kabel. Das Abholen der Kabel war aber immerhin eine riskante Sache, denn die dauernd in der Luft befindlichen Jabos beäugten jeden Augenlbick den Zug um zu verhindern dass Truppen sich aus dem Zug versorgten. Schliesslich gelang es uns dann doch, als einige Zeit das Wetter zu unseren Gunsten sich verändert hatte, einen Lkw voll Kabel abzutransportieren. Danit war uns wieder einige Zeit geholfen. Am 16.4.als die Amerikaner ihren Angriff gestartet hatten, erfolgte erzwungenermassen eine Verlegung des Div.Gef.Std. in einem kleinen Ort etwa 10km nörlich Ansbach, wo wir uns dann schliesslich auch nur eine Nacht jalten konnten. Unser rechtes Regiment lag mit seinem Gefechtsstand zu diesem Zeitpunkt bereits in Rügland. Ich war am Vormittag auch dort gewesen, weil cih persönlich eine Fernsprechverbindung dorthin geschaltet habe. Bei dieser Fahrt waren kaum Menschen anzutreffen gewesen. Auch glaube ich, dass die Bevplkerung in den Kellern sass und den Ami erwartete. Man musste verdammt aufpassen dass man sich nicht verfranzte, denn sonst konnte man, ohne daß man etwwas merkte, plötzlich bereits in dem vom Feind besetzten Gebiet sein. Von der Truppe war wenig zu sehen. Schon damals bestanden unsere Regimenter aus nicht viel mehr, als au dem Regimentsstab und den Bataillonsstäben. |
17.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Der 17.4. brachte für uns einen weiteren Rückzug. Als nächster Gefechtsstand war ein Ort inder Nähe des ostwärts Ansbach gelegenen Flughafens vorgesehen. Die Fahrt dorthin musste bei Tag erfolgen. Hierbei kam man durch das teilweise durch Luftangriffe beschädigte Städtchen Ansbach, wo ein Stadtkommandant war der angeblich die Stdt bis zum letzten verteidigen sollte. Wir kannten aber diese Verteidigungsbereitschaft schon aus anderen Städten und hielten auch in diesem Falle nicht allzu viel davon. Immerhin standen dem Stadtkommandanten die erheblich starken Ersatztruppenteile von Ansbach hierfür zur Verfügung. Der Stadtkommandant wurde mit seiner Streitmacht unserer Division unterstellt und bildete ausser dem auch schon in der Auflösung begriffenen Rgt.Alpen 1 die Hauptstreitmach der Division. Ostwärt von uns, war es den Amerikanern bereits gelungen bis Nürnberg vorzustossen und es war nur eine Frage der Zeit bis wann wir den Feind wieder in der Flanke oder gar im Rücken hatten. Was nützte da ein grossartiger Widerstand in Ansbach!!. |
18.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Am 18.4. bereits wurde der Divisionsgefechtsstand nach einem Ort südlich von Ansbach verlegt, weil amerikanische Panzer auf der Strasse Nürnberg - Ansbach gemeldet wurden. Vorher hatten wir auf dem Flugplatz unsere Fahrzeuge nochmals voll aufgetankt. Übrigens muss hier erwähnt werden, dass zu dieser Zeit eine Versorgung der Truppe mit Betriebsstoff durch den Ib nicht mehr stattfand. Es war so, dass jeder selbst zusehen musste, wie er seinen Karren weiterfahren konnte. Man fand aber immer genügend Sprit, wenn man sich ddie Mühe machte, und auf einem Flugplatz nachsah. Unsere Kraftfahrer wussten schon, wie sie den Flugzeugtreibstoff auch für Kraftfahrzeuge verwenden konnten. Auf dem derzeitigen Gefechtsstand blieb ich persönlich so lange bis schliesslich der Rest der deutschen Besatzung des Ortes Hals über Kopf flüchten musste. Einige km weiter war ein Zwischengefechtsstand errichtet worden, wo aber nur eine Verbindung zum Korps bestand. Das nützte wenig, dnn dort war man auch nicht gescheiter als bei uns. Die Lage war völlig ungeklärt un eine Alarmmeldung überstürzte die andere. Schliesslich gegen Abend war es wieder allerhöchste Zeit, wieder abzuhauen. Ich hatte meine Fahrzeuge und Trupps bereits im Laufe des Nachmittags weitergeschickt und für mich ein Solokrad dabehalten. Als ich abfuhr wurde ich im Ort noch bereits von einem amerikanischen Panzer mit MG bechossen. Ein nahegelegener Wald entzog mich schliesslich den Blicken des Feindes, der wohl auch andere Ziele gefunden hatte, als einen einzelnen Kradfahrer. Auf schlechten, teilweise durch zurückflutende Truppen verstopfte Strassen gelangte ich über Bechhofen zu unserem neuen Gefechtsstand in Kempten. Die SStrassen waren alle sehr schlecht und staubig. Als ich den Ort erreichte und mich nach dem Gefechtsstand erkundigen wollte, fiel mir als erstes ein besoffeners Mödchen um den Hals. Mit Mühe gelang es mit sie loszuschütteln undd die Divisionsvermittlung zu erreichen, die Oblt.Pfingstl, der hauptamtliche LdN. in einem alten Bauernhaus in einem Hinterstübchen eingerichtet hatte. Hier sah es auch nicht nach bleiben aus. Es wurden einige Leitungen gebaut, darunter eine nach Ornbau, wohin sich der Stadt Kommandant von Ansbach zurückgezogen hatte. |
19.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Eine weitere Leitung liess ich am anderen Morgen nach Gunzenhausen teils bauen, teils schalten. Von Cronheim ab, benutzte ich das Bahngestänge an der Bahnlinie Gunzenhausen - Nördlingen. In Gunzenhausen was ebenfalls ein Stadkommandant, der bis zum letzten halten sollte. Ich weiss nicht, wie oft die Leitung nach Gunzenhausen gebraucht wurde und ob eine Befehlsgebung in diesem Falle einen Wert hatte. |
20.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Am Morgen des 20.4. musste dann wieder eine Verlegung des Gefechtsstandes weiter nach Süden erfolgen, da der Amerikaner bereits Gunzenhausen genommen hatte. Es war herrliches Frühlingswetter als einer der Letzten mit meinem KFz (Mercedes) durch Cronheim führ und die Bahnlinie überquerte. Die Strasse war staubig, die Bäume waren noch völlig kahl, eine Deckungsmöglichkeit gegen Fliegersicht gab es nicht. Als wir mit dem Fahrzeug einige Kilometer hinter Cronheim etwa die höchste Erhebung erreicht hatten, sah ich 2 Jabos im Tiefflug uns begleiten, die uns wegen der Staubwolke erkannt hatten. Ich lies sofort halten und wir (Schneidhofer und der Kraftfahrer) suchten ausserahlb des Fahrzeuges, das übrigens mit einem Tarnnetz versehen war, eine geignete Deckungsmöglichkeit. Aber da war guter Rat teuer. Hier gab ess nicht viel. Da war der Strassengraben, der war aber halb voll Wasser. Inzwischen umflogen uns die Jabos in ganz geringer Höhe, odas ich die Piloten gut erkennen konnte und suchten eine geignete Anflugmöglichkeit um uns abzuschiessen. Ich war inzwischen etwa 20-30m vom Fahrzeug weggelaufen, Schneidhofer und der Kraftfahrer waren in den Strassengraben gesprungen, als das erste FLugzeug ine ordentliche Salve auf das Fahrzeug abschoss, da ofort in Flammen aufging. Das 2.Flugzeug kam hinterher und beharkte unseren Wagen ebenfalls, obwohl dieser bereits vollständig in Flammen stand. Die Flugzeuge drehten dann ab und Schneidhofer und der Kraftfahrer versuchten noch Gepäck aus dem Wagen zu retten. Es gelang aber nur einen brennenden Rucksack aus dem Wagen zu ziehen, denn die beiden Jabos bemerkten die Rettungsversuche und machten kehrt, um alsbald wiederumg den Wagen mehrmals zu beschiessen. Auch diese Salven lagen im Ziel. Schneidhofer, der im Strassengraben Deckung gesucht hatte, wäre beinahe im Wasser ersoffen, weil er seinen Kopf in Deckung bringen musste. Ich selbst hatte als Deckung lediglich einen kleinen Ginsterbusch von vielleicht 50cm, um den ich je nach Bedarf herumkroch. Ich war froh dass ich von dem Flugzeug nicht erkannt worden bin, denn sonst hätten sie auch auf mich das Feuer eröffnet, wie sie in diesen Tagen überhaupt auf jedes lebende Wesen geschossen haben. Als die Jabos abgezogen waren, standen wir vor den mit schwarzen Benzinwolken brennenden Trümmern unsers treuen Mercedes. Unsere gsamte bewegliche Habe war vernichtet worden. Hier hatte sich unser Auftanken, vorallem der 3 Reservekanister, auf dem letzten Flugplatz als sehr unvorteilhaft erwiesen, denn sonst hätten wir wenigstens noch etwas von unseren Klamotten retten können. Wir zogen, nachdem Schneidhöfer aus dem von ihm aus dem Wagen gezogenen brennenden Rucksack als einzigen brauchbaren Gegenstand einen alten Rasierpinsel, den ich vor Jahren einmal geschenkt bekommen hatte, gerettet. Hier erhilet ich dann als Ersatz für meinen verlorengegangenes Fahrzeug einen Kfz.2 den bisher der Abteilungsarzt gefahren hatte, dem aber vorne links der Kotflügel fehlte. Mit diesem Fahrzeug habe ich schliesslich dann auch den letzten Ret des Krieges durchbraust, soweit ich es nicht vorgezogen habe, zu Fuss zu gehen oder mit dem Solokrad zu fahren, denn von dem Zeitpunkt ab, an dem ich meinen Pkw. durch die Jabos verloren hatte, schwörte ich mir, bei Tage und bei Fliegerwetter, nicht mehr im Pkw zu fahren, sondern lieber zu Fuss zu gehen. Am besten an diesen Tagen wäre überhaupt ein Fahrrad gewesen. |
21.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Ich hatte am folgenden Tag sogar dann die Möglichkeit, 2 Fernsprechtrupps mit Fahrrädern auszustatten, da wir in einem auf der Stecke liegenden Eisenbahnzug einen ganzen Waggon italienischer Fahrräder entdeckt hatten. Das hat sich damals noch recht gut bewährt, denn mit einem Rad kam man überall durch, auch wenn die Strassen von Kolonnen völlig verstopft sind. Am 21.4.45 machten wir dann schliesslich wieder einen grösseren Sprung über Treuchtlingen - Monheim . nach Solnhofen, dem bekannten Ort, wo es die Solnhofer Platten gibt. Das Wetter war schlecht, es regnete in SStrömen und auf den kleinen Wegen die wir befahren mussten um von Süden her nach Solnhofen zu gelangen, war Dreck über Dreck. Das linke Vorderrad meines Wagens schleuderte, da ja kein Kotflügel vorhanden war, ganze Ballen Schmutz an die Windschutzscheibe, sodass wir oft anhalten mussten um die Scheibe zu säubern. In Solnhofen war nachrichtentechnisch nicht viel zu veranlassen, da mit einem längeren Aufenthalt hier auf keinen Fall zu rechnen war. |
22.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Am nächsten Tag begann dann auch schon wieder der weitere Rückzug. In einem kleinen Dorf etwa 10km südlich von Solnhofen wurde ein Zwischengefechtsstand eingerichtet. Einige Stunden Schlaf konnte ich hier noch nachholen, aber gegen Abend wurde der Gefechtsstand wieder einige km weiter verlegt, zuerst in ein Dorf das mehr auf den Jurahöhen lag, aber bei meinem Eintreffen dort begann schon wieder eine weitere Verlegung in ein kleines Barackenlager südlich eines grossen Waldes, der vielleicht 5km nördlich von Neuburg an der Donau liegt. In der Nacht wurde ein grosses Benzinlager eben in diesen Wald noch verlegt, wobei es uns gelang, auch einige Fässser Betriebsstoff für uns auf die Seite zu schaffen - es handelte sich um ein Luftwaffenlager, das für uns offiziell keinen Betriebsstoff abgab. Die Zeiten waren damals so, dass man den Betriebsstoff lieber den Amerikanern in die Hände fallen lies, als das man einer anderen Waffengattung etwas abgab, wenn keine ausdrückliche Anweisung vorlag. Zurückzuführen sind diese Zustände letzten Endes auf die verrückten Benzinbefehle des "Führers". Keiner wollte Verantwortung tragen. Ich selbst nahm in der Nähe des Barackenlagers gelegenen Ort für mich Quartier. |
23.4.1945 | |
24.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Am Morgen des 24.4. wurde unser Ort bereits mit Brandgranaten bechossen und es wa Zeit geworden, über die Donau sich zurückzuziehen. Es kam schliesslich auch der Befehl, dass die Division sich über die Donau zum vom Feind absetzt, um dann den Donauabschnitt um Neuburg zu halten bzw. den Wald südwestlich davon wo der Sammelpunkt für die einzelnen Einheiten der Division war. In Neuburg war gerade ein Jaboangriff mit etwa 10 Maschinen im Gange. Ich muste mit meinem Krad einige Zeit eine Deckung aufssuchen. An der Brücke war ein Sprengkommando damit beschäftigt, Ladungen anzubringen. Die Brücke wurde auch kurz danach gesprengt und ich erfuhr von meinem Kommandeur, dass er mit dem Boot über die Donau musste. Ein grösserer Teil unserer Division konnte aber schliesslich die Donau überhaupt nicht mehr überschreiten, weil die Amerikaner vor ihnen da warn. Auf ähnliche Art geriet auch mein Zugführer Lt.Gehrke bei Neuburg in amerikanische Gefangenschaft. Im Walde südwestlich von Neuburg sammelte ich meinen Haufen, soweit vorhanden und erfuhr chliesslich den neuen Gefehctsstand der Division und der "Regimenter" - die keine mehr waren. Als gerade mal der Himmel von Jabos frei war, setzt ich mich mit meinem Haufen zum neuen Divisionsgefechtsstand in Bewegung. In einem kleinen Dorf (Niederarnbach) in desen Nähe ein Schloss liegt, bezog ich selbst Quartier. Im Schloss war der Divisionsstab untergebracht. Auch die Divisionsvermittlung liess ich dort einrichten. Im Laufe des Tages wuden von hier auch noch verschiedene Fernsprechleitungen zu den eingesetzten Truppenteilen gebaut, die aber fast nur noch aus Stäben bestanden. Neue Trupps musten für die verlorengegangenen zu den Stäben entsandt werden. |
25.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Auch am 25.4. wurde nich eifrig mit der Verbesserung unseres Fernsprechnetzes gebaut. Aber an diesem Tag gelang es den Amerikanern in der Gegend der Lechmündung die Donau zu überqueren und ich Richtung auf Augsburg vorzudringen. Eben an diesem Tage habe ich mir noch von unserem Abteilungsarzt Dr.Muselmann in meinen Quartier einen Backenzahn ziehen lassen, wobei mir dieser versicherte, dass dies der erste Zahn sei, den er gezogen hätte. Die von ihm gesetzten Spritzen machten den ganzen Kopf unempfindlich für den zu ziehenden Zahn nicht. Am Abend dieses denkwürdigen Tages mussten wir uns dann schliesslich wieder verziehen, denn sofort hatte uns der Feind schliesslich umgangen. Als neuer Gefchtsstand war Kloster Scheyern bei Pfaffenhofen an der Ilm vorgesehen, was wir dann spät am Abend nach einem kurzen Zwischengefechtsstand, der zuerst vorgesehen war, erreichten. Der Amerikaner war bei Ingolstadt ebenfalls über die Donau gekommen und bereits im Anmarsch auf Pfaffenhofen um dann schliesslich nach München weiter vorzustossen. Wirklicher Widerstand wurde auch nirgends mehr geleistet, denn niemand wollte in den letzten Tagen noch seinen Kopf riskieren. |
26.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Im Kloster Scheyern war bis zu unserem Eintreffen ein grosser Luftwaffenstab untergebracht gewesen, der bei unserer Annäherung Reisaus genommen natte. Eine grosse Vermittlung mit Verbindungen nach allen Richtungen war vorhanden und wurde zum Teil von uns übernommen. Ich liess noch eine Leitung zu dem in der Nähe von Pfaffenhofen liegenden Regimentsstab bauen, ansonsten wurde nichts mehr gebaut. Die Nacht haben wir uns bei einigen Flaschen Südweins, den man im Keller des Klosters aus den Kasinobetänden des Luftwaffenstabes finden konnte, um die Ohren geschlagen. |
27.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Am Morgen war dann auch wieder grosses Aufbrechen, das aber bei genauerem Hinsehen mehr nach FLucht aussah und zwar nach ziemlich regelloser FLucht. Der Feind war im Anmarsch. Jeder versuchte noch mit seinem Wagen fortzukommen. Die Wege und Strassen waren durch unendliche gemischte Kolonnen aller Waffengattungen, vor allem durch Trosse heillos verstopft. Die schlechten Landstrassen sind durch den anhaltenden Regen der letzten Tage und durch die vielen Fahrzeuge sehr schlecht geworden, ja stellenweise kaum zu befahren. Teilweise bewegte ich mich mit meinem Wagen, der längst am Kochen war, querfeldein fahren, da an einem Berg eine Artilleriekolonne steckengeblieben war. Es war nur gut, dass das Wetter an diesem Tage trüb und regnerich war, sonst hätten die Jabos ein gefundenes Fressen gehabt und das chicksal der 2.Geb.Div., soweit sie noch bestand, hätte sich schon an diesem Tage erfüllt. Immerhin verloren wir an diesem Tag eine Anzahl Kraftfahrzeuge, die in einer von amerikanischen Panzern überfallenen Kolonne fuhren. Den meisten Mannschaften , so auch meinem Kommandeur, gelang es jedich sich zu retten. Manche erzählen noch heute, dass sie damals den schnellsten 100m Lauf ihres Lebens gemacht hätten, um einen in der Nähe gelegenen schützenden Wald zu erreichen. Bei dem in der Nähe von Reichertshausen in einem Gastahus gelegenen Zwischengefechtsstand der Division hielt ich mich nur kurze Zeit auf, um dann sofort zum neuen Gefechtsstand zu fahren und diesen einzurichten. Dies war mein Glück, sonst wäre ich mit meinem Wagen ebenfalls in die vorher erwähnte von Panzern zersprengte Kolonne geraten. Hierbei hätte ich dann aler voraussicht nach meinen erst vor einigen Tagen erworbenen Wagen auch verloren. Bei Allershausen erfuhr ich, dass es den Amerikanern weiter westliich gelungen war, auf die Hauptstrasse nach München durchzubrechen. Ich hielt es deshalb, nach eingehendem Kartensdtudium, für zweckmässig, von Allershausen auf einem Waldweg, der übrigens völlig versumpft war, in Richtung Freising auf die Autobahn durchzustossen. Später sah ich bereits im Tale amerikanische Panzer fahren und konnte ungefähr sehen, wie weit diese schon vorwärts gekommen waren. Auf der später erreichten Hauptstrasse traf ich dann meinen Kommandeur Walter Rehrmann mit dem Adjutanten, Lt.Früh und noch einigen Fussgängern. Diese hatten kurz vorher ihren Wagen verloren und hatten den Marsch zu Fuss fortgesetzt. Die Aubobahn wurde vorsichtig überquert, da wir nicht wussten, ob diese schon vom Feind benutzt wurde. Bei Regen erreichten wir den kleinen Ort, wo der neue Gefchtsstand vorgesehen war. Bis jetzt hatte das Korps hier seinen Gefechtsstand. Als wir ankamen wollten diese keine Quartiere freigeben, als sie aber hörten, wie die Lage ist, da hat man in kruzer Zeit keinen Menschen mehr vom Korpskommando gesehen. An Fernsprechverbindungen bestand zu diesem Zeitpunkt meist nur eine Verbindung zum Korpsstab, die aber auch nicht immer brauchbar war. Die unterstellten Verbände der Division erhielten durch Funk Befehle, obwohl es meist so war, dass die Befehle nachträglich gegeben wurden, wenn die Regimenter bereits ihre neuen Stellung ohne Befehl bezogen hatten. Die Nacht vom 27.auf 28.4. war verhältnismässig ruhig. |
28.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Am Morgen des 28.4. wurde dann dwr Gefechtsstand für kurze Zeit in ein anderes Dorf südlich Freising verlegt, weil der Feind zu nahe gekommen war. Schliesslich musste im Laufe des Nachmittags der Sprung über die Isar bei Freising durchgeführt werden. Ursprünlgich waren wir auch noch für die Verteidigung von München vorgesehen. München hat aber an diesem Tag kapituliert, wobei der Sender in Freising eine Rolle spielte. Überall wurde gegen die Weiterführung des Widerstandes angegangen. Für uns bot sich aber zu diesem Zeitpunkt keine vernünftige Möglichkeit, den Widerstand aufzugeben. Als Ort für den nächsten Gefechtsstand war dann schliesslich Erding vorgesehen, das wir am Nachmittag erreichten. Die Fernsprechvermittlungen wurden im Postamt eingerichtet, da wir an diesem Zeitpunkt ausschliesslich auf die Postverbindungen angwiesen waren. Wir konnten lediglich kleinere Leitungen bauen lassen. |
29.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Am nächten Tag (29.4.) zogen wir dann Nachmittags über Markt Schwaben - Ebersberg - nach Traxl, südlich des Ebersberger Forsts. München war vom Amerikaner genommen worden. Durch Funk erfuhren wir, dass der "Führer" am 28.4.45 im Kampf gefallen sei. Dönitz sei zum Nachfolger bestimmt worden. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Kein Mensch hat sich über diese Situation sonderlich aufgeregt. Es war alles so gleichgültig geworden. |
30.4.1945 | priv.Tagebuch
1./Geb.N.A.67: Am Abend des 30.4.45 musste dann der Gefechtsstand wider weiterverlegt werden, wenn wir nicht in Gefangenschaft geraten wollten. Bei schlechtem Wetter, es regnete und schneite durcheinander erreichten wir den Ort, wo wir einen kleinen Zwischengefechtsstand errichteten, bevor wir dann nach einigen Stunden weiterzogen und bei Vogtareuth über den Inn zu kommen. An diesem Tag verlor ich wieder einen Trupp, der von amerikanischen Panzern abgeschossen wurde. Die einzelnen Leute machten sich dann zu Fuss weiter und wurden dann schliesslich von mir auf andere Trupps aufgeteilt. |
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